Kai Westphal, 46, Geschäftsführer der Johann-Ritter-Klinik, Bad Rothenfelde
Welche Ihrer Vorzüge werden verkannt?
Das ist wirklich eine interessante und schwierige Frage. Ich gucke sehr angespannt bzw. konzentriert, wenn ich Themen bespreche und mit den Gedanken schon dabei bin, welche Konsequenzen die eine oder andere Entscheidung hat. Da bin ich sehr vertieft in dem Thema oder der Aufgabe und es wirkt wohl etwas angespannt, nicht so begeistert und fröhlich wie sonst. Dabei drehen sich in diesem Moment einfach alle Gedanken um die eine Sache.
Was war Ihre größte Fehlentscheidung und was haben Sie daraus gelernt?
Wenn ich zurückblicke, glaube ich, beruflich wie privat keine wirklich großen Fehler gemacht zu haben. Jedoch würde ich die eine oder andere Entscheidung heute sicher anders treffen. Doch für den jeweiligen Moment waren die Entscheidungen richtig – auch aus heutiger Sicht noch. Wichtig erscheint mir immer, aus der jeweiligen Situation und vom jeweiligen Standpunkt aus das Beste zumachen.Und das ist mir bei wirklich wichtigen Projekten gelungen. Letztlich habe ich die Projekte auf den Weg gebracht und sie zur Zufriedenheit umgesetzt. Überhaupt zu entscheiden und dazu zu stehen, auch in unsicheren oder schwierigen Situationen: Das ist für mich ausschlaggebend – beruflich wie privat. Denn wer zögert und Angst vor Entscheidungen hat, wird nicht weiter vorankommen. Ein großer Fehler ist vielleicht, dass ich zu viel Vertrauen in Menschen setzte und diese es ausgenutzt haben. Das ist aber meine Persönlichkeit und ich werde dieses auch nicht ändern, aber Konsequenzen gegenüber denjenigen ziehe ich schon und die sind dann auch sehr nachhaltig.
Welches politische Projekt sollte schnell umgesetzt werden?
Die Handlungsfähigkeit der Politik, der Gremien und Ministerien endlich wiederherzustellen und den gesellschaftlichen Auftrag motiviert und zielgerichtet anzunehmen. Wir sind schlecht beraten, wenn wir Themen wie den Klimaschutz, die Energiewende, unsere Infrastruktur, Mobilität, Bildung, Forschung und Entwicklung oder unsere zukünftige Rolle in Europa aussitzen wollen. Für das Gesundheitswesen eindeutig die Digitalisierung und der sichere Austausch von standardisierten, strukturierten Daten – sektorenübergreifend. Davon können alle Beteiligten nur profitieren. Eine bessere Versorgung für alle Kunden und Patienten, bessere Arbeitsumgebungen für die Kolleginnen und Kollegen, ein erleichterter Zugang für Unternehmen passende Lösungen zu entwickeln und definitiv ein sinnvollerer Einsatz der Ressourcen.
Was ertragen Sie nur mit Humor?
Humor kann über vieles hinweghelfen. Ein witziger Spruch, ein lustiges Wort, und eine Situation ist plötzlich aufgelockert. Es hilft, vor allem, wenn man über sich selbst lachen kann. Eher weniger dagegen, wenn man gern nur über andere lacht. Zu viel Witz im Alltag bzw. Arbeitsleben kann eher schaden, vor allem, da viele Situationen angespannt sind und Lösungen geschaffen werden müssen, die nicht immer zum Lachen sind.
Wie können Sie am besten Stress abbauen?
Ganz gut im Kreis meiner Familie, mit Freunden und beim Tauchsport. Da bekomme ich den Kopf frei. Am besten jedoch wirklich beim Tauchen. Unter Wasser eine ganz ruhige Welt zu entdecken, die anderen Gesetzmäßigkeiten folgt. In eine andersartige Lebenswelt eintauchen und sich darin wie der sprichwörtliche Fisch im Wasser bewegen, umso den Blickwinkel auf die eigene Lebenswelt zu wechseln. Farbenprächtige Lebensformen in natura beobachten und in beeindruckenden Unterwasserfotografien festzuhalten. Und einfach die Stille genießen!
Quelle: KU Gesundheitsmanagement 11/2019