Job 4.0 bedeutet, die Arbeitswelt im Sinne der eigenen Arbeitnehmer zu gestalten und einen Wandel dahin aktiv zu fördern.
Die Anspruchshaltung der jetzt heranwachsenden Arbeitnehmergenerationen besteht darin, zum einen das Privatleben und den Beruf besser vereinen zu können und zum anderen Selbstverwirklichung und Sinngebung in einer Tätigkeit zu finden. Wesentlich für die Arbeitnehmer ist in der Job 4.0-Arbeitswelt weiterhin die individuelle Freiheit. Ein aktives Mitgestalten- auch in der Gesundheitswirtschaft – gehört genauso zu den Kernelementen des Job 4.0 wie ein inspirierendes Teamgefühl.
An Bedeutung in der neuen Arbeitswelt gewinnen vor allem die Kompetenzen der Mitarbeiter, die im Umgang mit neuer Technologie sowie den damit gebildeten Informations- und Kommunikationsnetzwerken benötigt werden. Die Folge ist, dass hoch qualifizierte Mitarbeiter vor allem aus den Technologie- oder IT- Bereichen gefragt sind. Da diese Mitarbeiterprofile nicht nur in der Gesundheitswirtschaft eingesetzt werden können, ist es für Unternehmen der Gesundheitswirtschaft vermehrt notwendig, klar die Vorteile einer Tätigkeit im eigenen Unternehmen darstellen zu können.
Die Bedeutung für Arbeitgeber
Auf den Arbeitgeber kommt demnach die Herausforderung zu, die neuen Berufsbilder samt ihrer neuen Kompetenzprofile zu verstehen, Mitarbeiter am Arbeitsplatz mehr als zuvor zielgerichtet zu unterstützen, intelligente Mentoren- und Tutorensysteme zu etablieren und eine prozessimmanente Aus- und Fortbildung zu gewährleisten. Die Führungskräfte agieren als Moderator, Motivator und Coach für die Mitarbeiter. Ein kooperativer Führungsstil gewinnt demnach auch in der eher hierarchisch geprägten Gesundheitswirtschaft an Bedeutung. Teamorientiertes Arbeiten, bei dem sich die Kompetenzen der einzelnen Mitarbeiter ergänzen und flexibel reagiert werden kann, ergänzt das Gesamtbild der Job 4.0-Arbeitswelt. Unterstützt wird dieses durch die Etablierung digitaler Kommunikations- und Wissensaustauschplattformen. Diese eignen sich zum Austausch, zur Wissenserzeugung und zur gemeinsamen Bearbeitung von Aufgaben und Projekten in virtuellen bzw. elektronischen Arbeitsräumen. Damit steht Wissen unabhängig von Zeit und Ort zur Verfügung. Ein digitaler Arbeitsplatz und ortsungebundenes Arbeiten (sofern mit dem Berufsbild vereinbar) ist dabei fast Usus. Neben der notwendigen Hard- und Software-Ausstattung, der Etablierung von geeigneten IT-Sicherheitsmaßnahmen, agilen Projektmanagement-Methoden gehören auch flexible (Teilzeit-)Arbeitsmodelle zu den wesentlichen Veränderungen im Job 4.0.
Ursachen des Wandels: VUKA
Der Begriff „VUKA-Welt“ versucht die Umstände und Denkmuster der neuen Job 4.0 Arbeitnehmergenerationen zu erklären. VUKA ist schlicht ein Akronym, welches sich aus den Worten Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambivalenz zusammensetzt. Die Arbeitswelt,mit der sich die jungen Arbeitsgenerationen zunehmend bewusster auseinandersetzen, ist kompliziert, schnell, unsicher und unvorhersehbar. Durch die Digitalisierung verdichten sich Prozesse und das Arbeitsleben läuft deutlich schneller ab. Computer und KI übernehmen nicht nur immer mehr Aufgaben, sondern es werden auch im Zuge der Digitalisierung ganze Prozessketten komplett automatisiert. Die schnelle Internetverbindung und die Globalisierung ermöglichten eine globale Zusammenarbeit und Teile der Prozesskette können outgesourct werden. Die Folge der dynamischen und komplexen Arbeitswelt ist eine Unsicherheit auf der Arbeitnehmer aber auch Arbeitgeberseite. Um dem zu begegnen, ist es wesentlich, die neuen Umstände und Bedürfnisse zu verstehen, zu beachten und somit ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und nachhaltig zu unterstützen.
Kontakt zum Autor: Stefan Friedrich, Partner, Healthcare, KPMG AGWirtschaftsprüfungsgesellschaft, sfriedrich@kpmg.com
Quelle: KU Gesundheitsmanagement 02/2020