Köln. Infolge der COVID-19-Pandemie ist mit massiven psychischen und sozialen Auswirkungen zu rechnen. Um Betroffenen zu helfen und die gesellschaftlichen Folgen abzufedern, hat die Dr. Becker Klinikgruppe reagiert und die Post-Corona-Reha entwickelt.

Bereits in den vergangenen Wochen hatten Experten/innen immer wieder darauf hingewiesen, dass COVID-19 nicht nur unsere Atemwege, sondern auch unsere Psyche bedroht. Kontrollverlust, soziale Isolation und traumatische Erfahrungen wie häusliche Gewalt oder der Tod eines Angehörigen durch Corona können psychische Erkrankungen auslösen oder aber bestehende Störungsbilder verstärken. Auch die Forscher/innen der Leopoldina greifen diesen Punkt in ihrem am 13. April veröffentlichten Gutachten explizit auf und mahnen Hilfsangebote an, um die erwarteten massiven psychischen und sozialen Auswirkungen abzufedern.
Hohe Belastung aus unterschiedlichen Gründen
„Wir alle sind durch die aktuelle Situation, wie wir sie gerade erleben, stark belastet, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Die einen arbeiten sehr viel, die anderen sind eher wegen häuslicher Enge im Stress und wieder andere machen sich Sorgen um ihre berufliche Existenz. Wie krank mich das jetzt macht, hängt stark von meinem Empfinden eines ‚Kontrollverlusts‘ ab“, erläutert Marco Schmeding, Chefarzt der Dr. Becker Klinik Norddeich. Besonders gefährdet seien jetzt auch psychisch erkrankte Menschen. „Die gegenwärtige Situation kann auch eine bereits bestehende Depression oder Angsterkrankung verschlimmern“, so Schmeding. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie hat deshalb zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen der Dr. Becker Klinikgruppe, einem deutschlandweiten Anbieter für Rehaleistungen, ein Konzept entwickelt, wie man denjenigen helfen kann, die psychisch besonders stark unter der momentanen Situation leiden.
Selbstwirksamkeit gegen Kontrollverlust
Dabei setzen die Mediziner/innen bei ihrem neuen Angebot ganz auf die Leistungselemente der psychosomatischen Reha. „Es geht in der psychosomatischen Reha im Kern genau darum: seine Selbstwirksamkeit zu erleben. Zu merken, dass meine Handlungen einen Unterschied machen: Wenn ich Sport mache und mich gut ernähre, hat das Auswirkungen auf mein Wohlbefinden. Wenn ich Entspannungsverfahren oder Atemübungen anwende, senkt das mein Stresslevel. Wenn ich mich mit dem Sozialdienst berate, finde ich Lösungen für meine berufliche Situation“, beschreibt Dr. Holger Süß, Chefarzt der Dr. Becker Burg-Klinik in Thüringen, die therapeutische Ausrichtung der Post-Corona-Reha. Ergänzt würde das Angebot durch psycho-edukative Gruppen, z. B. Hygiene-Schulungen, Empfehlungen zum Umgang mit Angsterkrankungen oder allgemeinen Informationen über das Virus und die Pandemie.
Mit niederschwelligen Angeboten gegen Corona-Stress
Damit lösen die Fachleute der Dr. Becker Klinikgruppe genau das ein, was die Experten/innen der Leopoldina am Wochenende gefordert hatten: mit Hilfsangeboten die Eigenverantwortlichkeit der Menschen unterstützen und dafür Anleitung bieten. „Wir versuchen schon seit Beginn der Krise den Menschen mit niederschwelligen Angeboten zu helfen“, erklärt Iman Farhat, Chefärztin der Dr. Becker Klinik Juliana in Wuppertal. So habe sie mit ihrem Team bereits vor drei Wochen ein Corona-Sorgen-Telefon für die Mitarbeitenden der Dr. Becker Klinikgruppe eingerichtet. Das Angebot sei im Anschluss von den Kollegen/innen der Dr. Becker Klinik Norddeich aufgegriffen und erweitert worden. „Von Norddeich aus beraten unsere Psychologen und Psychotherapeuten seit zwei Wochen Mitarbeiter aus dem Gesundheitswesen. So konnten wir auch einen ersten Eindruck gewinnen, was die Menschen konkret in der Corona-Krise belastet, und in unser Konzept einfließen lassen“, so Farhat. Patienten/innen, die man aus den psychosomatischen Kliniken entlassen musste, teils aufgrund von Ländererlassen, teils, weil nicht mehr genug Schutzkleidung zur Verfügung stand, biete man seit Wochen den „Dr. Becker Hausbesuch“, Reha-Impulse und Tipps für körperliche und psychische Stabilität per E-Mail-Newsletter.
Klinische psychosoziale Notfallversorgung für Mitarbeitende des Gesundheitswesens
Seit dieser Woche biete das fachärztlich-psychiatrische und psychologisch-psychotherapeutische Fachpersonal der Klinikgruppe außerdem eine klinische psychosoziale Notfallversorgung für Mitarbeitende des Gesundheitswesens. Hier sei man dem Aufruf und den Empfehlungen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) gefolgt.
Angebot für Alleinerziehende
Betroffene, die Bedarf an der Post-Corona-Reha haben, können sich an den Dr. Becker Info-Service wenden. Für Alleinerziehende, eine Gruppe, die aktuell als besonders belastet gilt, bietet die Dr. Becker Burg-Klinik in Thüringen die sogenannte „Reha mit Kind“. Zur Post-Corona-Reha anreisen können Betroffene, sobald die Gefahren einer Ansteckung als nicht mehr so hoch eingestuft werden und die psychosomatischen Kliniken ihren Betrieb wieder uneingeschränkt aufgenommen haben. Menschen, die sofort Unterstützung brauchen, wenden sich bitte an die telefonischen Notfallangebote.
Quelle: www.dbkg.de