Regensburg. Aktuelle Studie rät auch nach COVID-19-Erkrankung zu hohen Schutzmaßnahmen.
Was in Fachkreisen seit Monaten heftig und kontrovers diskutiert wird, erhält nun durch eine Regensburger Studie neue Daten. Denn die Frage, ob unbemerkte und symptomfreie Corona-Erkrankungen zu nachweislicher Immunität führen, kann in der Studie an Klinikmitarbeitern nicht bestätigt werden.
Hintergrund der Untersuchung war ein Corona-Ausbruch unter Medizinern und Pflegepersonal mit 36 infizierten Mitarbeitern in der Klinik St. Hedwig am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg. Durch sofort eingeleitete Tests und Quarantänemaßnahmen konnten sämtliche potenziellen Träger und Kontaktpersonen identifiziert und isoliert werden, die Infektionswege nachgezeichnet werden und der Ausbruch innerhalb von Tagen gestoppt werden. Die schnelle Reaktion ermöglichte es, die klinische Versorgung stets weiter zu gewährleisten und eine Klinikschließung zu verhindern.
Gleichzeitig war dieser Ausbruch der Anlaß für eine umfassende Studie zum Ausbruchsgeschehen unter Mitarbeitern. Teilgenommen haben 201 Mitarbeiter, davon waren 31 mit Covid-19-infizierte Personen. Diesen wurden drei Studiengruppen gegenübergestellt: symptomfreie Kontaktpersonen der Gruppe I lt. RKI-Richtlinie, Kontaktpersonen mit nur geringen Kontakten sowie eine kontaktlose Kontrollgruppe. Alle Gruppen wurden von Anfang März bis Anfang April nach Symptomen befragt, mit PCR Abstrichen getestet und Serumproben zum Antikörpertest entnommen.
Die Ergebnisse der Untersuchung mit dem Titel „Symptoms and immunoglobulin development in hospital staff exposed to a SARS-CoV-2 outbreak” wurden letzte Woche im Fachmagazin Pediatric Allergy and Immunology veröffentlicht und zeigen neben den detailliert beschriebenen Krankheitssymptomen auch, dass die allermeisten Infektionen durch noch symptomfreie Mitarbeiter in den 2 Tagen vor Krankheitsausbruch verursacht wurden. Bei den Covid-19-Erkrankten hat fast ein Viertel der Betroffenen im untersuchten Zeitraum keine nachweisbaren Antikörper gebildet“, so Kabesch. „Und in der Gruppe mit engem Kontakt zu den Infizierten – immerhin 50 Studienteilnehmer – konnten wir nur in einem einzigen Fall relevante IgG Antikörper im Blut feststellen.“
Damit sieht die Regensburger Studie keine Hinweise für die in der Öffentlichkeit weit verbreitete Annahme, dass eine „stille Durchseuchung“ einen zweiten weltweiten Corona-Ausbruch dieser Intensität verhindern kann. „Antikörper sind natürlich nur ein kleiner Blick auf das menschliche Immunsystem und die Qualität der bisher vorhandenen Tests ist sicher noch verbesserungswürdig. Andererseits fehlen bisher aber die Beweise für eine wirklich relevante und tatsächlich schützende Immunisierung nach Corona Infektion oder Kontakt. Solange die Datenlage unklar ist, ist für uns klar, dass wir unsere Schutzmaßnahmen in der Klinik aufrechterhalten“, so das Fazit von Kabesch. „Denn ohne sichere Immunisierung können wir nach aktuellem Stand der Forschung keine Entwarnung geben und wir wollen unsere Mitarbeiter und Patienten nicht einem auf Hypothesen basierenden Experiment aussetzen“.
Quelle: www.barmherzige-hedwig.de