Fulda. Aus „Capio“ wird jeweils „Unsere Stadtklinik“.

Der französische Krankenhauskonzern Ramsay Generale de Santé wurde vor ca. 1,5 Jahren alleiniger Gesellschafter der Capio AB in Schweden, zu der Krankenhäuser in Frankreich, Schweden, Norwegen, Dänemark und Deutschland gehören.
Im Zuge der länderspezifischen Neuausrichtung wurde die Entscheidung getroffen, dass die Elbe-Jeetzel-Klinik Dannenberg, die Franz von Prümmer Klinik in Bad Brückenau und das Krankenhaus Land Hadeln in Otterndorf aus dem internationalen Konzern zur langfristigen Sicherung der Einrichtungen ausgegliedert werden.
In dem seitens der Capio Deutsche Klinik GmbH erfolgten Interessenbekundungsverfahren, welches im Frühjahr 2020 startete, überzeugte das Konzept zweier langjährig im Gesundheitswesen tätigen Experten, die die Kliniken und deren Tochtergesellschaften nunmehr übernehmen. Die drei Krankenhäuser sind den erfahrenen Geschäftsführern sehr gut bekannt und sie haben bereits bewiesen, dass auch kleinere Krankenhäuser wirtschaftlich zu führen sind.
Wer übernimmt die Krankenhäuser?
Hauptgesellschafter der drei eigenständigen Krankenhausgesellschaften werden die zukünftigen Geschäftsführer Sigurd Gawinski und André Eydt.
Sigurd Gawinski (54), Dipl.-Betriebswirt, war von 1997 bis 2008 u. a. Geschäftsführer und Mitgesellschafter der Deutsche Klinik GmbH. Die Klinikgesellschaft besaß neben den drei jetzt zur Übernahme anstehenden Krankenhäusern noch weitere klinische Pflege- und Reha-Einrichtungen in Deutschland. Diese wurden von kommunalen Trägern defizitär übernommen, anschließend neu ausgerichtet und mit zielgerichteten Investitionen in die Versorgungsstrukturen aus der Verlustzone geführt.
2006 wurde die Deutsche Klink GmbH von Capio AB übernommen. Gawinski wurde Vorsitzender der Geschäftsführung von Capio Deutschland. 2008 verließ er den von einer internationalen Privat-Equity-Gesellschaft gehaltenen Konzern und gründete die Tertia Med GmbH. Seitdem führt er über Managementverträge erfolgreich insgesamt 8 öffentliche und private Akut- und Rehabilitationskliniken sowie eine Pflegeeinrichtung, u.a. die Westfälische Gesundheitszentrum Holding GmbH in Bad Sassendorf, die Betty-Ford Klinik in Bad Brückenau, das Mittelbayerische Rehazentrum in Bad Kötzting und das Gesundheitszentrum Main-Spessart in Gemünden.
André Eydt (50), Diplom-Kaufmann, begann 1996 seine berufliche Laufbahn bei der Rhön-Klinikum AG, deren Kliniken mittlerweile zur Helios- bzw. Asklepios-Gruppe gehören. Eydt verantwortete und führte für das Rhön-Klinikum 15 Jahre erfolgreich mehrere Krankenhäuser, u. a. das Klinikum Uelzen, die Zentralklinik Bad Berka, die Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden und die Einrichtungen in Bad Kissingen (St. Elisabeth Krankenhaus) sowie Bad Neustadt a. d. Saale. Zwischen 2007 und 2009 verantwortete er bei Capio Deutschland als Regionalgeschäftsführer die Kliniken in Otterndorf, Dannenberg und Bad Brückenau. Neben einer zweijährigen Tätigkeit für die MEDIAN Kliniken (Schwerpunkt Rehabilitationskliniken) war Eydt zuletzt Vorstand der Klinikum Fulda gAG und Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Fachpflegegruppe (DFG). Beide kennen die Krankenhäuser in Bad Brückenau, Dannenberg und Otterndorf sowie die jeweiligen Versorgungsregionen bereits sehr gut. Darüber hinaus verfügen beide über umfangreiche Erfahrung im Management von stationären und ambulanten Pflegeinrichtungen, Rehabilitationskliniken und Medizinischen Versorgungszentren. Gerade diese Kompetenzen sind vor dem Hintergrund der zunehmend notwendigen Vernetzung der Versorgungsstrukturen für die erfolgreiche Neuausrichtung und Führung von Krankenhäusern der Grundversorgung unabdingbar. Neben den beiden geschäftsführenden Gesellschaftern übernehmen fünf weitere Branchenexperten als Gesellschafter Mitverantwortung für die Klinikgesellschaften. Dazu gehören Geschäftsführer von Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Rehabilitationseinrichtungen, Fachanwälte im Medizin- und Arbeitsrecht sowie Finanzierungsexperten.
Warum ist die neue Struktur für die Kliniken vorteilhaft?
Kleinere Krankenhäuser sind gerade in ländlichen Regionen zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung unabdinglich. Das derzeitige Vergütungssystem lässt eine wirtschaftliche Betriebsführung oft nicht oder nur mit einem spezialisierten Leistungsspektrum zu. Zudem sind sie nur in Verbundenheit zur Region, den Fachärzten sowie der Kommunal- und Landespolitik erfolgreich zu führen.
Zukünftig wird eine regionale Neuausrichtung des Leistungsspektrums mit enger Vernetzung von stationären und ambulanten Angeboten der medizinischen Grundversorgung mit dem Pflege- und Rehabilitationssektor erfolgen. Dabei sind die steigenden Qualitätsvorgaben zu beachten und nicht auszulastende Versorgungsangebote einzustellen, sofern sie nicht kostendeckend finanziert werden und andere Versorgungspartner diese Leistungen sinnvoll übernehmen können.
Auf einen standortübergreifenden Overhead wird in der zukünftigen Führung der rechtlich selbstständigen Krankenhäuser verzichtet. Sinnvolle Synergien sollen gleichwohl genutzt werden. Eine langfristige Sicherstellung der Klinikstandorte ist nur möglich, wenn Mitarbeiter, Kostenträger, Kommunen und Ministerien bereit sind, neue Wege mit zu gehen.
Was ist die Vision?
Größe allein ist nicht alles! Eine flexible, erfahrene und an den regionalen Erfordernissen ausgerichtete Führung wird die Nachteile einer mangelnden Konzernanbindung überkompensieren. Die Beteiligten haben sich vorgenommen, trotz der widrigen Finanzierungsbedingungen zu beweisen, dass es möglich ist, Krankenhäuser der Grundversorgung wirtschaftlich zu führen. Dies kann nur gemeinsam mit MitarbeiterInnen, Politik, Kostenträgern und einem umfangreichen Versorgungsnetzwerk vor Ort erreicht werden. Dabei wird auch davon ausgegangen, dass sich die regulatorischen Bedingungen und die Finanzierungssituation für Krankenhäuser der Grundversorgung in Flächenkreisen in den nächsten Jahren wieder verbessern. Um die regionale Verankerung der Kliniken sicherzustellen und die Einbindung aller wichtigen Entscheidungsträger zu ermöglichen, wird die Beteiligung der Bürger und Kommunen und der Einsatz regionaler Expertenbeiräte geprüft.
Es soll an jedem der 3 Standorte eine für alle wahrnehmbare „Unsere Stadtklinik“ entstehen, welche für die Region die qualifizierte medizinische Grundversorgung der Bevölkerung absichern wird. Die vielfach bemühten „Sektorengrenzen“ zwischen ambulanter und stationärer Versorgung sollen zukünftig der Vergangenheit angehören.
Die vertrauensvolle Zusammenarbeit der Stadtklinik mit den niedergelassenen Ärzten, die enge Abstimmung mit den ansässigen Pflegediensten und Pflegeeinrichtungen sowie eine Verzahnung mit den Rehabilitationskliniken wird eine lebendige und dynamische Netzwerkversorgung zum Wohle der Bevölkerung sicherstellen. Die Übernahmen stehen unter dem Vorbehalt von verschiedenen Zustimmungsverfahren; geplant ist, dass die Übernahmen zum 01.10.2020 vollständig erfolgt sein werden.
Die Namensgebung wird sich bei den drei Einrichtungen dahingehend verändern, dass aus „Capio“ „Unsere Stadtklinik“ wird. Capio ist überzeugt, dass wir durch die neue Struktur für die drei Kliniken und somit für die MitarbeiterInnen eine zukunftsfeste Perspektive in einem dynamischen Umfeld geschaffen haben.
Quelle: www.de.capio.com