Dr. med. Djordje Nikolic, 44, Gründer und Geschäftsführer consus clinicmanagement
Welche Ihrer Vorzüge werden verkannt?
Ich halte nichts von Geiz oder Gier. Mir ist es wichtig, mit dem notwendigen Augenmaß und stets mit dem Blick auf das große Ganze an Themen heranzugehen. Das beinhaltet neben dem Berücksichtigen des gesamten Teams auch den Blick auf den Kunden. Dem Team und meinem Umfeld gegenüber versuche ich, so großzügig zu sein, wie ich es mir selbst von anderen wünschen würde. Dem Kunden gegenüber geht es mir nie um den letzten Euro, sondern um einen angemessenen Umgang. Ich würde daher sagen, dass ich gut „Fünfe gerade sein lassen“ kann. Ein weiterer Vorzug, über den ich ehrlich gesagt ganz glücklich bin, ist die Eigenschaft, in Misserfolgen oder schlechten Nachrichten etwas Positives zu finden. Das ist mir selbst lange nicht aufgefallen, aber meine Familie, Freunde und auch Kollegen sprechen mich in solchen Situationen darauf an, dass dies bei mir gleichermaßen ungewöhnlich wie ausgeprägt sei.
Was war Ihre größte Fehlentscheidung und was haben Sie daraus gelernt?
Erfreulicherweise gibt es weder im privaten noch im beruflichen Umfeld eine echte Fehlentscheidung. Wenn ich aber selbstkritisch hinterfrage, was ich heute anders machen würde, wenn sich bestimmte Situationen erneut einstellen würden, wäre dies mehr Klarheit und Direktheit im Umgang mit Menschen. Hier habe ich in der Vergangenheit aus gut gemeinter Schonungsabsicht und Höflichkeit vor allem im beruflichen Umfeld Menschen nicht klar genug mitgeteilt, wie meine Position zu bestimmten Themen ist. Heute weiß ich, dass jeder seine eigene Position klar und kompromisslos vertreten dürfen muss, wenn es um die Sache geht.
Welches politische Projekt sollte schnell umgesetzt werden?
Bezogen auf das Gesundheitssystem wünsche ich mir eine konsequente Aufsprengung der Barrieren zwischen dem ambulanten und dem stationären Sektor. Nicht nur als Parole unter dem Stichwort der Ambulantisierung, sondern als echtes Versorgungskonzept mit der notwendigen Anpassung der Regularien und Abrechnungsmöglichkeiten für beide Seiten. Außerdem sollte die Krankenhausplanung aus den Händen der Länder genommen werden, damit die versorgungsseitig meist völlig aberwitzige Abgrenzung anhand geografischer Markierungen ein Ende hat.Würde man den ambulanten und stationären Bereich – vor allem in den ländlichen Regionen – im Sinne echter Versorgungszentren ausrichten, ergäben sich ohnehin neue Einzugsgebiete und Planungsnotwendigkeiten. Ein weiterer politischer Wunsch wäre eine offene und ehrliche Maßgabe zur Anzahl der Kliniken in Deutschland. Der erklärte Wille, die Kliniklandschaft zu bereinigen und zu reduzieren, kann nicht wirklich dem kontrollierten freien Spiel der Kräfte überlassen werden. Kontrolliert wird das Ganze im Übrigen auch nur durch die Versorgungszuschläge einiger Krankenhäuser. Andernorts lautet das Motto stattdessen: Mal sehen, wer es schafft. Außerhalb des Gesundheitswesens wünsche ich mir mehr ökologische Strenge von der Politik. Ich bin ganz sicher kein ökologischer Musterschüler, aber wir gönnen uns da schon so manche Sünde, wie beispielsweise Kreuzfahrten oder den Verpackungswahn, die nun wirklich Unsinn und mit Vernunft nicht zu erklären ist.
Was ertragen Sie nur mit Humor?
Die Humorlosigkeit Anderer und Donald Trumps Anti-Corona-Strategien, wie z.B. die intravenöse Gabe von Desinfektionsmitteln.
Wie können Sie am besten Stress abbauen?
Mit reichlich Sport, gutem Essen, der Gesellschaft meiner Familie und Freunden. Am schönsten ist es eigentlich immer dann, wenn ich mit angenehmen Menschen Zeit verbringe, die den Moment genießen können und nicht nur Probleme und halbleere Gläser sehen – von denen es gar nicht so viele gibt, wie man meint.