Auf dem Gelände der ehemaligen Eberswalder „Provinzial- und Irrenheil- und Pflegeanstalt“, heute saniert zum GLG Martin Gropius Krankenhaus, steht noch ein sogenanntes ‚Tobhaus‘ im Originalzustand. Eine Dokumentation soll nun die Geschichte erzählen
Eberswalde. Die Zwangsjacke gilt bis heute als ein unrühmliches Symbol der Psychiatrie. Ähnliche Funktionen hatten die sogenannten Tobzellen. Hier wurden Patienten untergebracht, die für sich selbst und andere eine Gefahr darstellten. Die Eberswalder „Provinzial- und Irrenheil- und Pflegeanstalt“, errichtet 1862-65, hatte sogar ein ganzes Tobhaus. Heute ist es ein Denkmal von besonderem historischen Wert. Im Gegensatz zum aufwendig restaurierten Bau-Ensemble des heutigen GLG Martin Gropius Krankenhauses – einem modernen Fachkrankenhaus der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie der Neurologie – befindet sich das Tobhaus fast noch im Originalzustand. Das macht es für die Forschung wertvoll und regte Experten zu einer interessanten Publikation an.
Unter dem Titel „Ein Baudenkmal im Fokus“ trugen die Autoren Christine Keller, Arnold Körte, Ulrich Röthke und Ilona Rohowski hochspannende Fakten und Erkenntnisse zu dem Bau, seiner Geschichte und den medizinisch-sozialen Hintergründen zusammen. Wie man unter anderem erfährt, waren Tobhäuser, die heute als Verwahrorte menschenunwürdig erscheinen, zu ihrer Zeit sogar etwas Fortschrittliches und stehen für einen historischen Abschnitt und Entwicklungsschritt auf dem Weg zu der heutigen Psychiatrie.
Außerdem ist der Band eine repräsentable Dokumentation, die einen speziellen Aspekt der Psychiatrieentwicklung noch einmal nachvollziehbar beleuchtet und den Appell zum Erhalt dieses wahrscheinlich einzigen ursprünglichen Tobhauses unterstützt. Nach einer Sanierung könnte das Tobhaus einer Nutzung zugeführt werden, die der psychiatriegeschichtlichen und architektonischen Einzigartigkeit des Hauses gerecht wird.
Für 12,90 Euro kann man die Publikation in den Eberswalder Buchhandlungen Gutenberg und Mahler erhalten. Bestellungen aus entfernteren Regionen nimmt auch die
Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der GLG entgegen.
Quelle: glg-gesundheit.de