…Prof. Dr. Jochen A. Werner, Ärztlicher Direktor, Universitätsklinikum Essen
Welche Ihrer Vorzüge werden verkannt?
Nicht wenige schätzen mich als distanziert und unnahbar ein, ganz gemäß dem Motto, der kühle Klare aus dem Norden. Wer mich näher kennt, der weiß, dass ich Menschen, denen ich vertraue sehr gerne an mich heranlasse, dass wir auch viel miteinander lachen kann. Was mit mir allerdings nicht läuft, ist diese spezielle Form der Kumpelei, die in beruflichen Verfilzungen und Machenschaften mündet.
Was war Ihre größte Fehlentscheidung und was haben Sie daraus gelernt?
Im privaten Bereich habe ich, der als Jugendlicher extrem viel Sport betrieben hat, dieses Engagement mit Beginn des Studiums und dann auch im Beruf viel zu sehr reduziert. Hier kann ich den Jüngeren nur empfehlen, dies anders zu machen, kann man aus Sport auch unglaublich viel Energie und Freude ziehen.
Mein Fehler Nr. 2 war die Nichtwahrnehmung eines zweijährigen Forschungsaufenthaltes an der Yale University. Die mir vermittelte Sorge um eine Rückstufung in meiner klinischen Weiterbildung nach meiner Rückkehr war falsch. Den dritten Fehler während meiner beruflichen Tätigkeit werde ich Ihnen nicht verraten, aber auch daraus habe ich viel gelernt.
Welches politische Projekt sollte schnell umgesetzt werden?
Es führt kein Weg daran vorbei, dass die Politik maximale Energie in die Digitalisierung stecken muss, in die Infrastruktur zur Datenleitung und in die Suprastruktur in den Köpfen der Menschen. Wenn hier nicht schnell gehandelt wird, sind wir nicht nur im Gesundheitssystem und in anderen Wirtschaftszweigen, sondern als gesamtes Land im internationalen Standard abgeschlagen. Dieses Digitalproblem reicht natürlich auch in die Klimathematik, brauchen wir hierfür ein transparentes digitales Steuerungssystem, unterlegt mit Künstlicher Intelligenz.
Was ertragen Sie nur mit Humor?
Mit viel Humor und dann auch nur gerade eben noch ertrage ich die Befindlichkeiten von all den humanen Ich-AGs, die übergeordnete Ziele leider nicht oder nur sehr eingeschränkt verfolgen. Diese Ich-AGs finden Sie überall, in diversen Institutionen, im Kreisverband aber auch in der Bundespolitik. In meinem Freundeskreis amüsieren wir uns über die eine oder andere beeindruckende Verhaltensweise, um es positiv auszudrücken.
Wie können Sie am besten Stress abbauen?
Beim Power-Walking, Bei einem langen Spaziergang mit meiner Frau am Essener Baldeneysee, bei einem Glas Wein in der Hotellobby bei Klaviermusik oder bei einem spannenden Krimi.
Quelle: KU Gesundheitsmanagement 12/2021