…Sabine Loh, Klinik-Marketing bei create for care, Agentur für Gesundheitsmanagement

Welche Ihrer Vorzüge werden verkannt?
Als Frau in einer leitenden Marketingposition, muss man selbstverständlich auch kreativ arbeiten, aber das wird von vielen mit folgender Frage übersetzt: „Könnten Sie das Ganze dann auch schön machen?“ Für mich haben Marketingkonzepte, die stets einem strikten Businesskonzept und Finanzplan folgen müssen, nur in gestalterischer Hinsicht etwas mit der Frage nach Schönem zu tun. Meiner Erfahrung nach ist es daher für eine erfolgreiche Zusammenarbeit wichtig, Marketing strategisch klar sowie nachvollziehbar und vor allem anhand von messbaren Erfolgen überprüfbar auszurichten.
Was war Ihre größte Fehlentscheidung und was haben Sie daraus gelernt?
Ohne meiner Antwort auf Ihre fünfte Frage vorzugreifen, denke ich, dass es eine Fehlentscheidung war, manche Projekte unter zu großem Zeitdruck umzusetzen. Ich habe mein Team dadurch in höchst stressreiche Phasen hineingeführt. In der Rückschau haben mich diese Situationen gelehrt: Weitblickendere Planungen und viel geräumigere Zeitkontingente anzusetzen, die mehr Gestaltungs-und Umsetzungsspielraum lassen. Das nützt der Klinik oder dem betreffenden medizinischen Zentrum, aber auch vor allem den Mitarbeitenden. Zudem fördert es mutige kreative Lösungen und verringert Fehlerquoten sowie Umwege.
Welches politische Projekt sollte schnell umgesetzt werden?
Im sogenannten „genomischen Zeitalter“ ist es zum einen gesundheitspolitisch von großer Bedeutung, die personalisierte Medizin deutlich schneller weiterzuentwickeln, um sie dann in der Breite für die Versorgung zu öffnen. Für Krebspatienten, demenziell oder chronisch Erkrankte zum Beispiel würden sich hiermit ganz neue realistische Heilungschancen eröffnen. Zum anderen sollten umweltpolitisch nachhaltige Klimaziele und der Schutz von Artenvielfalt früher erreicht beziehungsweise konsequent umgesetzt werden. Die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz sollten auch in Kliniken eine größere Rolle spielen können. Längst kennen wir den Begriff „Green Hospital“. Doch kennen Sie ein Krankenhaus, das diesem Ziel nahekommt?
Was ertragen Sie nur mit Humor?
Die Antwort fällt mir leicht: „EMail-Ping-Pong“. Ich bin mir sicher, dass Sie die Regeln hierfür kennen. Sie schreiben eine E-Mail mit einer konkreten Fragestellung und erhalten anstelle einer Antwort weitere Fragen, die sich nun an Sie richten, auf die Sie dann wiederum Antworten formulieren, um dann abermals einen Fragenkatalog zu erhalten – inklusive erweitertem Personenkreis im Verteiler, der nicht selten auch noch die ein oder andere Frage und Anmerkung hinzufügt. Was da hilft, ist in jedem Fall Humor und die Auffassung, dass es sinnvoller sein kann, lieber das direkte, persönliche Gespräch zu suchen, um ein Projekt schneller auf den Weg zu bringen, als E-Mail-Ping-Pong zu spielen.
Wie können Sie am besten Stress abbauen?
In erster Linie übe ich mich in Stress-Vermeidung, also, den ungesunden Stressoren entgegenzuwirken. Im Marketing sehen wir uns oft Projekten und Kampagnen gegenüber, für die von Beginn an zu wenig Zeit eingeplant wird. Um Stress zu vermeiden und Arbeitsergebnisse zu optimieren, ist es entscheidend, realistischere Planungen vorzunehmen und diese mit den Kolleginnen und Kollegen aus den medizinischen Fachbereichen früh abzustimmen. Sollte sich Stress dennoch nicht vermeiden lassen, genieße ich einen Slow-Coffee und esse dazu ein extra großes Stück Schokoladenkuchen; vielleicht nicht die gesündeste, dafür aber auf jeden Fall eine genussvolle Entspannung. Und Genießen wirkt, jedenfalls bei mir, immer als aktiver Stressabbau.
Quelle: KU Gesundheitsmanagement 01/2022