Münster. Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Hans-Albert Gehle, und der neue Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des UKM (Universitätsklinikum Münster), Univ.-Prof. Dr. med. Alex W. Friedrich, sehen die Rücknahme der bundesweiten Maßnahmen zu diesem frühen Zeitpunkt äußerst kritisch. Während ihrer Pressekonferenz zu den aktuellen Entwicklungen richteten sie vor dem Hintergrund noch nie dagewesen hoher Infektionszahlen eine Warnung an die Verantwortlichen der Politik. Es sei außerdem davon auszugehen, dass die Dunkelziffer der Infizierten in Folge nachlassender Testungen und Meldungen an die Gesundheitsämter wahrscheinlich weitaus höher ausfalle, so Gehle und Friedrich unisono.
Die Situation in den Krankenhäusern zeige zudem eine völlig andere Wirklichkeit als sie die Lockerungen vermuten ließen. Verursacht durch gleichbleibend hohe Patientenzahlen, aber auch durch infizierte Klinikbeschäftigte und solche in Quarantäne, sei es fraglich, ob die gesundheitliche Gesamtversorgung der Bürger qualitativ aufrechterhalten werden könnte. „Zahlreiche elektive Eingriffe müssen derzeit warten, wichtige ambulante Termine können nicht angeboten werden“, so der Ärztliche Direktor des UKM. „Wir haben unsere Leistungen bis an eine Schmerzgrenze zurückgefahren und weisen darauf hin, dass – zusammengenommen mit dem Mangel an Pflegekräften – wir in eine Situation laufen, bei denen wir viele andere Menschen, die einer Behandlung bedürfen, zu spät sehen und nicht rechtzeitig behandeln können.“ Und Kammerpräsident Gehle ergänzt: „Sollte es bei den geplanten Lockerungen bleiben, prophezeien wir, dass wir im Sommer 2022, anders als in den beiden Sommern davor, keine Entspannung der Lage erfahren werden. Damit gibt es dann keine Atempause. Weder für die Bevölkerung, und schon gar nicht für die Beschäftigten im Gesundheitswesen.
Quelle: Ärztekammer Westfalen-Lippe