…Cornelia Wanke, Geschäftsführerin Wanke Consulting, Sprecherin der Lady Lobby, Vorständin Healthcare Frauen e.V. und Co-Vorsitzende Spitzenfrauen Gesundheit

Welche Ihrer Vorzüge werden verkannt?
Ich glaube nicht, dass einige meiner Vorzüge verkannt werden, sondern, dass manchen Eigenschaften nicht genug Wert beigemessen wird: Ich bin zum Beispiel eine leidenschaftliche Netzwerkerin. Wer jemanden sucht, der eine bestimmte Aufgabe übernehmen kann oder einen Kontakt braucht, bekommt bei mir fast immer einen Vorschlag. Damit man so etwas leisten kann, muss man über Jahre Kontakte und Vertrauen aufgebaut haben und diese Netzwerke auch pflegen. Das macht viel Freude, wenn man wie ich neugierig und ein Philanthrop ist, bedeutet aber auch jede Menge Zeit zu investieren. Ich habe oft genug in Beratungssituationen oder auch in einigen Positionen erlebt, dass nicht genug wertgeschätzt wird, wenn man diese Kontakte hat und für jemanden zur Verfügung stellt.
Ein weiterer Punkt ist, dass ich ein sehr kreativer Mensch bin. So, wie ich Menschen vernetze, so denke ich auch vernetzt und finde für viele Herausforderungen eine Lösung. Und ich traue mich dabei, auch out of the box und ganz groß zu denken. In einem oft sehr begrenzten gesundheitspolitischen Umfeld wird das manchmal als „Spinnerei“ abgetan. Das liegt aber eher daran, dass man damit auch Menschen verschreckt, die es gewohnt sind, in Grenzen zu denken und die gerne in ihrer Komfortzone bleiben.
Was war Ihre größte Fehlentscheidung und was haben Sie daraus gelernt?
Ich würde keine meiner Entscheidungen als Fehlentscheidung bezeichnen. Denn aus jeder Entscheidung habe ich gelernt und mich weiterentwickelt. Jeder Fehler ist auch die Chance, sich und Umstände zu überdenken.
Welches politische Projekt sollte schnell umgesetzt werden?
Eine integrale Versorgung von Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden. Es ist für mich unerträglich, dass es keine ganzheitliche Versorgung in diesem Bereich gibt. Ich bin hier gerade mit Geschäftspartnern dabei, Lösungen zu entwickeln. Und ich freue mich deshalb auch sehr darüber, dass das Thema es in den Koalitionsvertrag geschafft hat. Ebenso wie mein anderes Herzensprojekt: Mehr Frauen in Führungspositionen im Gesundheitswesen zu bringen und dort ganz neue Allianzen zwischen Männern und Frauen zu schmieden. In diesem Zusammenhang brauchen wir auf jeden Fall ein Nachfolgegesetz zum Führungspositionengesetz II. Die Regelungen, die dort heute schon zum Beispiel für gesetzliche Krankenkassen als Körperschaften des öffentlichen Rechts gelten, sollten auch auf andere Körperschaften ausgedehnt werden. Wir brauchen die Perspektive der Frauen im Gesundheitswesen – und wir brauchen auch gute Frauen in Führungspositionen, die gemeinsam mit Männern die Geschicke lenken.
Was ertragen Sie nur mit Humor?
Humorlose und narzisstisch geprägte Menschen, die nur sich sehen und keine andere Meinung gelten lassen. Wie können Sie am besten Stress abbauen? Beim Sport (ich bin Marathonläuferin, wandere gerne und fahre gerne Ski), über Meditation (meine morgendliche Routine) und wenn ich mit meiner Familie etwas unternehme (bei 4 Kindern und einem ebenfalls sehr engagierten Mann wird man immer geerdet).
Quelle: KU Gesundheitsmanagement 6/2022