Anbau einer modernen Intensivstation

Aktuell errichtet das St. Marien-Krankenhaus Siegen für neun Mio. Euro die modernste Station in der Region. Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann sieht in der Investition einen wesentlichen Schritt zur Sicherung des Medizin-Standorts Siegen.
Die Intensivmedizin beschäftigt sich mit der Behandlung von akut kritischen Gesundheitszuständen. Intensivmedizinisch betreute Patientinnen und Patienten sind nicht nur Menschen, die nach einem schweren Unfall in Lebensgefahr schweben, vielmehr sind es auch Personen, die beispielsweise nach großen Operationen vorsorglich engmaschig überwacht werden, um bei einer auftretenden Verschlechterung ihres Zustandes schneller handeln zu können. In der Intensivmedizin wirken Fachärztinnen und -ärzte der Anästhesiologie und der Kardiologie mit denen anderer Fachrichtungen und speziell ausgebildetem Pflegepersonal sowie Therapeutinnen und Therapeuten eng zusammen.

Moderne Intensivstation entsteht
„Wir investieren damit in eine bessere Versorgung für Patienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen der inneren Organe. Als Herz- und Gefäßzentrum, Onkologisches Zentrum sowie Schwerpunktversorger in der Orthopädie und der Chirurgie mit überregionaler Strahlkraft stehen wir damit auch für eine qualitative Weiterentwicklung der Spitzenmedizin in Siegen. Vor dem Hintergrund der Pandemiesituation und den Auswirkungen auch auf Kliniken wie unsere, die viele Patienten versorgt haben, bin ich froh und stolz, dass wir nun – trotz allem – mit dem Bau so weit vorangekommen sind.“, so Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann. Weiter führt er auf, dass in den zurückliegenden 15 Jahren circa 100 Mio. Euro von der Marien Gesellschaft investiert wurden, um den Standort im Zentrum Siegens jederzeit auf dem neuesten Stand zu halten.
Wie in vielen Krankenhäusern war auch die Intensivstation im St. Marien-Krankenhaus Siegen zuletzt in die Jahre gekommen. Die Corona-Pandemie hat dann aufgezeigt, dass sie den aktuellen Anforderungen nur noch bedingt gerecht wurde – der Neubau lag mehr als 30 Jahre zurück. In dieser Zeitspanne hat die Intensivmedizin jedoch eine enorme Entwicklung genommen. Die Verdichtung von Personal und Medizintechnik rund um die Patientenversorgung auf der Intensivstation hatte dabei erhebliche Auswirkungen auf die Strukturerfordernisse. In der Intensivstation war es im wahrsten Sinne des Wortes „eng“ geworden. Der medizinische Fortschritt konnte nur realisiert werden, indem räumliche Kompromisse gefunden wurden, häufig durch zusätzliche Belastung des Personals. Der Alltag war geprägt von oft umständlichen Arbeitsprozessen, einem Flaschenhals im Flur und starken Geräuschbelastungen. „Schon früh fand sich deshalb bei der Planung der neuen Intensivstation die Grundgedanken wieder: die Patienten noch besser versorgen zu können und den Herausforderungen, wie sie die Pandemie hervorruft, bestmöglich zu begegnen“, erklärt Stefan Leiendecker, der als stellvertretender Verwaltungsdirektor das Projekt mit einer interdisziplinären Steuerungsgruppe koordiniert.
Modernste Technik zur Behandlung der Schwerstkranken
Während eines Aufenthaltes auf er Intensivstation ist es regelmäßig nötig, für einen gewissen Zeitraum die Funktionen von Organen durch technische Mittel zu unterstützen oder zu ersetzen. Ist beispielsweise die Lunge so schwer erkrankt, dass das Atmen kaum mehr möglich ist, helfen Beatmungsgeräte beim Luft holen oder übernehmen vollständig diese Funktion. Bei der Planung der Intensivstation galt es sich zu vergegenwärtigen, dass diese High-Tech-Medizin auf Patientinnen und Patienten sowie Angehörige überfordernd wirken, auch Angst machen kann, wenngleich sie entscheidend dazu beiträgt dabei, die Funktionen einzelner Organe oder sogar das Leben zu retten.
Zugleich ist die Intensivmedizin keine anonyme Geräte-Medizin: Das interdisziplinäre Team steht in engem Kontakt mit Patienten und Angehörigen. Stetig wird die aktuelle Therapie überprüft und angepasst, in täglichen Visiten ein Behandlungsziel festgelegt und die Behandlung angepasst: Welche Unterstützung benötigt die Patientin oder der Patient, welche Fortschritte wurden gemacht, welche Medikamente müssen angepasst werden oder ist schon ein Sitzen im Stuhl, ein erster Schritt mit Hilfe der Physiotherapie möglich? Um dies alles leisten zu können, steht auf der Intensivstation für Patienten wesentlich mehr Pflegepersonal, Ärzte und Physiotherapie zur Verfügung als auf einer Normalstation – ein sehr wichtiger Aspekt bei der Raumplanung.

Ganzheitliches Raumkonzept
Der Planung der Intensivstation lag folgerichtig ein ganzheitliches Raumkonzept zugrunde. Dieses berücksichtigt den Komfort für Patienten und für Personal gleichermaßen. Daneben wird weiteren Aspekten besondere Aufmerksamkeit geschenkt: So wurde bei der Bauplanung darauf geachtet, dass die Schleusen vor allen Zimmern so ausgestattet sind, dass sie über den jeweilen Luftdruck bei unbelasteten Patientinnen und Patienten keine Keime und Viren hineinlassen und bei Infizierten eben diese nicht aus dem Zimmer hinausgelangen. Weiter wird eine vergrößerte Überwachungszentrale errichtet. Sämtliche Patientenzimmer und Arbeitsplätze des Personals verfügen über ausreichend Tageslicht. Dies ist in Patientenzimmern mittels hoher Fenster mit Sicht auf die Gartenanlage und für die Mitarbeitenden mit der modernen Baukonzeption des neuen Anbaus realisiert worden.
Beim Innendesign wird viel Wert auf eine helle und freundliche Atmosphäre im Patientenzimmer gelegt. Die gesamte Planung zielte darauf ab, möglichst optimale Bedingungen zu schaffen, die dann auch „state-of-the-Art“-Technologie für diesen Kernbereich des St. Marien-Krankenhauses Siegen beinhaltet – bis hin zu Intensivpflegebetten der neuesten Generation.
Eine besondere Ausstattungskomponente auf der neuen Intensivstation ist die intelligente Lichtsteuerung für die Patientenzimmer, welche die Tageslichtsituation durch Anpassung der Farbtemperatur adaptiert. Hier lassen sich neben den automatischen Szenen auch verschiedene Lichtszenen programmieren. Damit sich die häufig emotional stark belasteten Angehörigen geborgen und willkommen fühlen können, steht für sie ein eigener abgeschlossener Wartebereich mit Teeküche und Leseecke zur Verfügung. Hier können auch Gespräche mit Ärzten und Pflegenden geführt werden.
Für das Personal sind die Räume auch auf die Anforderungen moderner Intensivmedizin ausgerichtet. Die Komplexität der Informationen rund um die Intensivbehandlung erfordert heute eine elektronische Unterstützung. Die bereits erfolgte Digitalisierung mit der Einführung eines Patientendaten-Managementsystems wirkt sich positiv auf die Arbeitsbelastung des Personals aus. In erster Linie macht es Informationen zugänglicher und transparenter, was zu besseren Arbeitsabläufen führt: Weniger Zeit für Dokumentation bringt ärztliches und pflegerisches Personal mehr zum Patienten. Vor allem erhöht diese Digitalisierung die Patientensicherheit der uns anvertrauten Patientinnen und Patienten.
Die Verantwortlichen um Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann rechnen damit, dass die weitere Entwicklung für die Errichtung der neuen Intensivstation nun zügig voranschreitet und die Fertigstellung im Sommer erfolgt. Der Umzug der aktuellen, auf zwei Bereichen verteilten Intensivstation, in die neue Station soll dann bis Oktober abgeschlossen sein.
Dieser Artikel erschien im KU Special Planen, Bauen & Einrichten.
Autor:
Dr. Christian Stoffers
Leiter Marketing
Marien Gesellschaft Siegen gGmbH
Kampenstr. 51
57072 Siegen