Mit Benchmarks voneinander lernen und die Performance steigern
Performance, Wirtschaftlichkeit, Rentabilität sind insbesondere im gemeinnützigen, öffentlichen Gesundheitsmarkt oft ein „rotes Tuch“. Gesundheit ist ein wertvolles Gut, dass ohne Gewinnerzielungsabsicht der Bevölkerung zugänglich sein sollte. Aber medizinische Versorgung unter dem Aspekt des „effizienten Wirtschaftens“ insbesondere im Hinblick auf knappe Fachkräfte vorzuhalten, ist jedoch ein zweischneidiges Schwert.
Der Druck auf öffentliche Klinikträger wächst: Mehr Leistungen versus sinkende Kosten. Die demographische Entwicklung und zunehmende Ambulantisierung, die hochgradig regulative Administration (u.a. Finanzierungssystem nach Fallpauschalen, Personaluntergrenzen etc.) und die bekannte „Kosten- Erlösschere“ führen zu Belastungen, denen die Kliniken mit ihren bestehenden Strukturen und Prozessen auf Dauer nicht gewachsen sein könnten.
Laut dem „Krankenhaus Rating Report 2021, dem hcb bzw. dem BIB und der HIMSS waren bereits 2019 rund 13 Prozent der deutschen Krankenhäuser im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr. Perspektivisch wird ab 2022 mit einer sukzessiven Verschärfung gerechnet (sinkende Fallzahlen, kürzere Verweildauern, steigende Kosten). Mittelmäßigkeit ist auf Dauer nicht mehr ausreichend, um das Fortbestehen von Kliniken zu gewährleisten und führt zwangsläufig zu zukünftigen Krisensituationen.
Daher bedarf es Verfahren, die dem Management helfen, die herausfordernden Kernthemen Leistungs-, Prozess- und Arbeitsablaufoptimierungen anzugehen. Das Ziel: Steigerung der Gesamt-Effizienz. Strategisch-operative Funktionalität führt dann auch zu einem optimalen Patientenservice.
Was kann das Management tun?
Entscheidend ist eine erste Positionsbestimmung: Wo stehe ich im Vergleich zum Markt und Wettbewerb? Benchmarking ist das optimale Instrument, die eigenen Prozesse, Methoden oder Leistungen mit einer Peergroup zu vergleichen. Durch diesen Performance-Check wird der eigene Status Quo am Ziel-Wert gemessen. Im Krankenhauswesen ist das Benchmarking das Instrument zur schnellen Ableitung von wirtschaftlichen Potenzialen. Diese sollten dann in einem strukturierten Prozess in eine Maßnahmenplanung (Wer, was, wann, wieviel) überführt werden. Nur so kann dauerhaft die Wettbewerbsfähigkeit eines Krankenhauses gesichert werden.
Neben den klassischen betriebswirtschaftlichen Restrukturierungsmaßnahmen gewinnen strukturelle und prozessuale Effizienzansätze einen zunehmend wichtigeren Stellenwert. Gerade hier sind Benchmarks eine adäquate Methode, um Mittelmäßigkeit (ggf. „Underperformance“) zu erkennen. Entscheidender Vorteil des Gesundheitsmarktes: Kaum ein Markt ist so geprägt durch gesetzlich regulierte und gezielte Datenerhebungen. Vergleichsweise einfach ist die Beschaffung von Referenzdaten und Benchmarks. Hiervon kann das Klinikmanagement profitieren:
- Die Datensätze nach §21 Krankenhausentgeldgesetz der Kliniken
- Daten der InEK GmbH (z.B. InEK Referenzkosten) zur Analyse der refinanzierten Kosten über die DRG-Fallpauschalen
- Patientenportale wie zum Beispiel die „weiße Liste“ der Bertelsmann Stiftung
- Krankenhausplanungen der Bundesländer
- Die Daten der Qualitätsberichte des gemeinsamen Bundesausschusses
Typischerweise verdeutlicht die Analyse die eigenen Stärken und Schwächen mit entsprechenden Hebeln zur Verbesserung. Die eigene „Mittelmäßigkeit“ gemessen an der Gruppe und den Besten der Branche zeigt, wo und welche Maßnahmen priorisiert werden sollten, um das eigene Unternehmen noch erfolgreicher zu machen. Ziel des Benchmarkings ist, in einem sich permanent ändernden Markt dauerhaft wettbewerbsfähig zu bleiben.
Autor: Martin Hohmann, Director Healthcare, KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Erschienen in KU Gesundheitsmanagement 07/2022