…Sylvia Leydecker, Diplom-Ingenieurin, Innenarchitektin 100% interior
Welche Ihrer Vorzüge werden verkannt?
Manchmal werde ich als Innenarchitektin auf Optik und Atmosphäre reduziert, lege aber ganz klar darüber hinaus im Gegenteil Wert auf Funktionalität, die den Anforderungen des Gesundheitswesen entspricht und auch die gebotene Wirtschaftlichkeit abbildet. Diese wichtige Kombination wird also verkannt. Manchmal kennt man auch bei meinen neuen Bauherren unsere Vorzüge als Büro noch nicht, konkret z.B. größtmögliche Planungssicherheit, Gestaltungskompetenz, Prozessoptimierung und Verlässlichkeit. All das kommt dann erst im Lauf des Miteinanders im Projekt, sodass wir viele „Wiederholungstäter“ haben, die diese Vorzüge bereits kennen. Letztlich ist es daher etwas Erfreuliches.
Was war Ihre größte Fehlentscheidung und was haben Sie daraus gelernt?
Meine größte Fehlentscheidung im Rückblick war es, mich zu Beginn meiner Selbstständigkeit auf den Entwurf von Kanzleien zu spezialisieren und damit zuerst einmal frohgemut und voll überzeugt in die falsche Richtung zu laufen, weswegen ich dann aber bald einen Richtungswechsel eingeschlagen hatte, um das zu korrigieren. Daraus gelernt hatte ich, wie es grundsätzlich geht, sich gezielt als Spezialistin zu positionieren. Dieses gewonnene Know-How habe ich dann auf das Gesundheitswesen angewendet, wo ich dann meine Berufung gefunden und darauf aufbauen konnte. Das Thema Office habe ich nur noch in reduzierter Form beibehalten. Diese größte Fehlentscheidung hatte auf jeden Fall etwas Gutes, denn grundsätzlich habe ich daraus gelernt, wie es geht, den Kurs zu ändern, sodass es wieder passt und auch, ihn zu halten. Das funktioniert seitdem im Idealfall zu 100 Prozent, aber ganz sicher nicht zu 120 Prozent, was es aber auch nicht braucht, denn kreativer Spielraummuss sein. Welches politische Projekt sollte schnell umgesetzt werden? Ganz klar das Erreichen wirtschaftlicher Unabhängigkeit, hinsichtlich unserer Energieversorgung und auch Ressourcenverfügbarkeit wie z.B. die über seltene Erden, als eine strategische Aufgabe der Politik. Im Sinne von Nachhaltigkeit und Umwelt aber auch sozialen Aspekten, was z.B. berücksichtigt, dass ein großer Teil der Bevölkerung in Deutschland in prekären Verhältnissen lebt. Daraus entstehen Handlungsfreiheit und Sicherheit die wir möglichst schnell und bald brauchen.
Was ertragen Sie nur mit Humor?
Das ist eindeutig Bürokratie gepaart mit der Abwesenheit gesunden Menschenverstands. Humor und Toleranz bewahren mich davor, dann vor Verzweiflung directement aus dem Fenster zu springen – aber ich weiß, das Leben ist ja auch kein Ponyhof!
Wie können Sie am besten Stress abbauen?
Mit gut gelaunter Familie und besten Freundinnen natürlich. Sonst aber sehr gerne mit Nichtstun, endlos in den Himmel und Grün oder auf’s Wasser gucken, dazu das Licht beobachten, zwitschernden Vögeln zuhören und Luftschlösser bauen – genauso aber auch Live-Konzerte meiner Lieblingsbands, die mich sofort in eine andere Welt katapultieren und genauso tiefenentspannen. Je nach Lust, Laune und Bedürfnis. Das Beste ist die Balance daraus, nur noch das ein oder andere im Übermaß auf Repeat, das wäre vermutlich echter Stress.
Quelle: KU Gesundheitsmanagement 8/2022