…Prof. Dr. Günter Neubauer, Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomik, München
Welche Ihrer Vorzüge werden verkannt?
Verkannt wird oft meine Kompromissbereitschaft am Schluss von heftig geführten Diskussionen. Allerdings bin ich erst zu Kompromissen bereit, wenn ich auch davon in der Diskussion überzeugt worden bin. Das führt zu einer gewissen Hartnäckigkeit, die oft als Sturheit verkannt wird, aber nur dem Ziele dient, eine gründlich ausdiskutierte Lösung zu finden.
Was war Ihre größte Fehlentscheidung und was haben Sie daraus gelernt?
Eine meiner größten Fehlentscheidungen war die Überzeugung, dass mit Einführung der DRG die Krankenhausversorgung in Deutschland restrukturiert werden kann. Meine Fehlentscheidung war darin begründet, dass ich die landespolitische Einflussname auf die Krankenhausversorgung weit unterschätzt habe. Daraus habe ich gelernt, dass die Krankenhausversorgung in Deutschland, aber auch in Europa allgemein, mehr ist als Ökonomie und Medizin, sondern auch Politik, die auf Wahlergebnisse direkt Einfluss nimmt. Dies gilt insbesondere für Bürgermeister und Landräte in Deutschland, deren Wahlergebnisse oft von den Entscheidungen in der Krankenhausversorgung abhängig sind. Man muss den Politikern das Recht zugestehen, ökonomische Irrwege zu gehen, wenn sie dadurch zum kommunalpolitischen Erfolg führen.
Welches politische Projekt sollte schnell umgesetzt werden?
Für die Gesundheitsversorgung, aber auch für die gesamte Wirtschaft in Deutschland, ist aus meiner Sicht vorrangig, die hohe Abhängigkeit von Energieimporten, insbesondere von „unfreundlichen“ Staaten, rasch zu verringern. Neben den natürlichen Energiequellen sind auch Brückenenergieträger, wie die Atomkraftwerke, als kleineres Übel zu akzeptieren. Aber auch die einzelnen Betriebe und Privathaushalte können durch sparsamen Umgang mit Energie und durch entsprechende Umrüstung der genutzten Energieträger ein großes Stück weiterhelfen.
Was ertragen Sie nur mit Humor?
Nur mit Humor kann ich eine sachlich getarnte Ideologie ertragen. Es macht sogar Spaß, Ideologen auf eigene Widersprüche in der Diskussion zu verweisen und sie so, hoffentlich, zum Nachdenken anzuregen.
Wie können Sie am besten Stress abbauen?
Stress versuche ich soweit als möglich von vorneherein zu vermeiden. Wenn das nicht immer gelingt, so hilft mir mein täglicher Frühsport. Ich bin jeden Morgen um 05:15 Uhr in einem nahegelegenen Park sportlich unterwegs. In dieser guten Stunde Sport gelingt es mir, zurückliegenden Ärger abzubauen und den vor mir liegenden Tag gedanklich vorzubereiten. Diese gedankliche Vorbereitung hilft dann auch Stress im Tagesablauf gar nicht entstehen zu lassen oder zumindest zu verringern.
Quelle: KU Gesundheitsmanagement 9/2022