Das Gesundheitswesen steht aktuell vor vielfältigen Herausforderungen wie beispielsweise einemakuten Fachkräftemangel, fehlendem(digitalen) Knowhow oder der mangelnden Nutzung von Datenpotenzialen. Dies hat zur Folge, dass ein struktureller Wandel schnell und flexibel einzuleiten ist.
Viele denkbare Maßnahmen für einen strukturellen Wandel sind langfristiger Natur, doch bei kurzfristigen Verbesserungen der Situation können insbesondere Quick Wins einen wichtigen Stellenwert einnehmen. Mit wenig Aufwand und in kurzer Zeit können sie zu einer sichtbaren Verbesserung mit großer Wirkung führen. Zu ihren grundlegenden Eigenschaften gehört, dass sie einfach und schnell zu implementieren, wirtschaftlich umzusetzen und leicht wieder rückgängig zu machen sind. Gekennzeichnet sind sie demnach durch ein sehr gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis und im Idealfall führen sie zu steigender Motivation, höherem Engagement und einer besseren Stimmung in der Organisation und im Team. Quick Wins sind universell denkbar und können auch dazu beitragen, die genannten Herausforderungen im Gesundheitswesen anzugehen.
Der vorherrschende Fachkräftemangel verdeutlicht den Stellenwert von Mitarbeitenden als wichtigste Ressource von Organisationen im Gesundheitswesen. Aus diesem Grund kommt es darauf an, die eigene Belegschaft langfristig zu binden und talentierte Fachkräfte zu akquirieren. Während finanzielle Anreize oft nur kurzfristige Nutzensteigerungen bewirken, sind immaterielle Faktoren in der Regel deutlich nachhaltiger und können zum Teil einfach umgesetzt werden. Dabei stehen insbesondere Führungskräfte im Fokus: Die Integration einer Feedbackkultur mit Mitarbeiterbefragungen zur persönlichen Aus- und Belastung sowie Analysen zur Identifikation von Bedürfnissen und Zielen liefern zeitnah und mit wenig Aufwand eine gute Grundlage für die Feststellung des Handlungsbedarfs zur Reduzierung psychischer und physischer Belastungen. Wichtiger jedoch ist die anschließende Maßnahmenplanung: verbesserte Bedingungen zum Beispiel durch das Angebot flexibler Arbeitszeiten zur Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben oder Veränderungen im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements bieten das Potenzial, schnell und kostengünstig die Arbeitgeberattraktivität zu steigern. Die Einführung von Stehschreibtischen, monatliche Fitness- Wettbewerbe, Teams-Events oder die Ausstattung mit Sportgeräten am Arbeitsplatz kennzeichnen beispielhafte Maßnahmen, die zu einer bedeutenden Steigerung der Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeitenden führen können.
Um die Kompetenzen der Belegschaft zu erhöhen, müssen Barrieren abgebaut und Informationen innerhalb einer Organisation schnell, transparent und leicht zugänglich gemacht werden. Dazu zählt beispielsweise die organisationsweite Kommunikation des Unternehmensleitbilds und entsprechender Werte, die das Kollektiv hervorheben und die gemeinsame Erreichung übergeordneter Ziele ermöglichen. Um neben dem großen Ganzen spezifisches Wissen wie beispielsweise digitales Know-how zu erhöhen, eignen sich unter anderem einfache Methoden wie Schulungsangebote zu Best Practice Methoden von und für Kolleginnen und Kollegen oder die organisationsweite Verfügbarkeit relevanter Informationen. Neben der Verbesserung der Grundstimmung und einem besseren Verständnis des Organisationszwecks, führen die Methoden zu einer erhöhten intrinsischen Motivation, steigender Kreativität, der Entwicklung innovativer Ideen sowie einer besseren und transparenteren Kommunikation erzielter Ergebnisse.
Mit zunehmendem Wettbewerbsdruck und voranschreitender digitaler Transformation, steigt die Komplexität und Größe entstehender Datenmengen. Schon heute sind sich viele Organisationen nicht bewusst darüber, welche Informationen bereits vorliegen und wie diese genutzt werden können. Dabei besteht mit wenig Aufwand die Chance, Informationen zu strukturieren und Zusammenhänge zu erschließen, um schlussendlich datenbasierte Entscheidungen ableiten zu können. Die Erfassung und Auswertung genutzter Verkehrsmittel und Anfahrtswege zur Arbeit, der Anteil vegetarisch zubereiteter Gerichte in der Kantine, der Strom- und Gasverbrauch oder auch die Dämmung von Gebäuden können beispielhaft dabei helfen, die Nachhaltigkeit einer Organisation einzuschätzen und daraufhin geeignete Maßnahmen zur CO2-Reduktion zu ergreifen. Durch Verknüpfungen und Auswertungen nützlicher Daten können folglich proaktiv Veränderungspotenziale aufgedeckt werden.
Fazit
Durch Quick Wins sind Organisationen in der Lage ohne großen Aufwand kurzfristige Erfolge zu verzeichnen, durch die sowohl die Bereitschaft als auch die Akzeptanz der Mitarbeitenden für weitere Veränderungsprozesse gesteigert werden kann. Positive Beispiele wie Quick Wins führen im Optimalfall dazu, dass mögliche Ängste vor Neuerungen leichter überwunden werden und stattdessen die intrinsische Motivation für weitere Optimierungen gesteigert wird. Quick Wins können als Hebel wirken, um in Zukunft auch tiefgreifende strukturelle Wandel erfolgreich umzusetzen.
Autor: Richard Overödder, Manager Healthcare, KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Erschienen in KU Gesundheitsmanagement 11/2022