… Züleyha Alim, Leiterin des Zentralen Dienstes Medizincontrolling der DGD-Stiftung
Welche Ihrer Vorzüge werden verkannt?
Als Medizincontrollerin wird man mitunter zunächst als reine Verwaltungsperson wahrgenommen. Durch meinen Werdegang über „den zweiten Bildungsweg“ bringe ich auch Basiswissen aus der Praxis und der Patientenversorgung mit. Die damit verbundenen Vorteile erkennen meine Gesprächspartner nicht selten erst auf den zweiten Blick. In meiner Laufbahn hatte ich das Glück, dass andere im entscheidenden Moment meine Vorzüge erkannt haben – manchmal sogar noch vor mir. Entsprechend konnte ich mich beruflich weiterentwickeln
und immer mehr Verantwortung übernehmen.
Was war Ihre größte Fehlentscheidung und was haben Sie daraus gelernt?
Von großen Fehlentscheidungen kann ich zum Glück nicht berichten, aber vielleicht hätte ich doch Herausforderungen viel früher annehmen sollen. Unser Leben ist das Abbild unserer Entscheidungen. Daher treffe ich Entscheidungen wohl überlegt – insbesondere, wenn sie Konsequenzen für Mitarbeitende haben. Das Krankenhauswesen ist von einer hohen Komplexität mit verschiedenen Schnittstellen geprägt, daher hole ich mir gerne auch von meinen Kollegen die Sichtweisen, Meinungen und Feedback ein.
Sehr wichtig finde ich eine gute Sicherheitskultur im Unternehmen zu pflegen. Dazu gehört: mit Fehlernfair und transparent umgehen und eigene Fehler sich selbst und anderen gegenüber eingestehen. Erst dann kann eine vernünftige Lösung erarbeitet und eine Wiederholung vermieden werden. Nach dem Motto: „Aus dem Fehler haben wir gelernt“.
Welches politische Projekt sollte schnell umgesetzt werden?
Mit dem Gesetz für bessere und unabhängige Prüfungen (MDK-Reformgesetz) hat sich der Gesetzgeber die richtigen Ziele gesetzt. Eine Minderung des administrativen Aufwandes für Krankenhäuser ist dadurch allerdings nicht erzielt worden. Im Gegenteil, die Bürokratie hat zugenommen. Die Einführung von Prüfquoten bei Abrechnungsprüfungen halte ich für sinnvoll. Allerdings erscheint mir das Auferlegen von Sanktionen unangemessen, da viele Fallkonstellationen vom Krankenhaus nicht beeinflussbar sind. Dazu müssten beispielsweise die Kapazitäten der poststationären Weiterversorgung ausreichend verfügbar, der Digitalisierungsgrad den
Anforderungen angepasst sowie der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen beseitigt sein. Allein die Bereitstellung finanzieller Mittel reicht daher inzwischen bei Weitem nicht mehr aus, um den gesetzlichen Regularien gerecht zu werden. Dokumentation, Administration, Schulungen und jetzt auch noch vermehrt juristische Auseinandersetzungen bezüglich der Abrechnung sowie der Auslegung des MDK Reformgesetzes bestimmen inzwischen den Alltag im Krankenhaus. Hier bedarf es umsetzbarer Lösungen, insbesondere für den weißen Bereich (Ärzte, Pflegekräfte, Therapeuten etc.), die mehr Zeit für ihre originären Aufgaben, nämlich dem Heilen und Helfen wünschen.
Was ertragen Sie nur mit Humor?
Ganz klar: humorlose Menschen (lacht). Vielen Situationen begegne ich mittlerweile ganz bewusst mit Humor. Das verschafft mir etwas Ordnung in meiner Gedankenwelt. Humor hilft mir zum Beispiel, negative Emotionen und Sachinhalte zu trennen.
Wie können Sie am besten Stress abbauen?
Die Gesundheit ist das höchste Gut und der Schlüssel zum Lebensglück, so wie Schopenhauer vor etwa 150 Jahren erkannte. Seit 27 Jahren bin ich im Krankenhaus tätig und habe schon viel gesehen. Daher habe ich mich sehr früh mit Stress befasst und letztlich dafür entschieden, diesen gar nicht so weit kommen zu lassen, dass meine Lebensqualität dadurch beeinträchtigt wird. Ich genieße die Zeit mit meiner Familie, Freunden und meinem Kater, sie erden mich. Gleichzeitig plane ich auch bewusst regelmäßig Zeit für mich allein ein.
Quelle: KU Gesundheitsmanagement 11/2022