…Dr. Lars Timm, COO und Geschäftsführer, ATOS Gruppe GmbH & Co. KG
Welche Ihrer Vorzüge werden verkannt?
Meine nordische Herkunft konnte ich natürlich nicht beeinflussen. Allerdings prägte mich diese zu einem harten, direkten, aber sicher fairen und verlässlichen Gesprächspartner. Ich selbst bin aber froh, wenn mein Gegenüber genauso agiert. Ebenfalls verkannt wird meine Antizipation, die manchmal als „Schwarzmalerei“ betrachtet wird. Eigentlich will ich dann nur zu einem frühzeitigem Handeln und entsprechenden Maßnahmen aufrufen, so lange es dann eben noch geht. Diese Eigenschaften werden häufig verkannt.
Was war Ihre größte Fehlentscheidung und was haben Sie daraus gelernt?
Ich war mehr als 15 Jahre lang Handballschiedsrichter, so dass Fehlentscheidungen, auch an den Wochenenden, nicht ausblieben. Ich habe hier eigentlich für meine berufliche Laufbahn gut lernen können: bleibe cool und gib niemals anderen die Schuld, sondern nur dir selbst und lerne. Die Liste der Fehlentscheidungen ist sicher lang. Gravierend waren einige Einstellungen von Chefärzten, die sich im nach hinein als „Blender“ herausgestellt haben. Aber, ich habe daraus gelernt und bei diesen Entscheidungen stehen vorab umfangreiche Recherchen auf der Agenda und die Personalie wird im Mehr-Augen-Verfahren betrachtet.
Welches politische Projekt sollte schnell umgesetzt werden?
Ich bin kein Lobbyist, Populist oder Sozialromantiker, sondern orientiere mich überwiegend an sachlichen Fakten. Andere Länder machen es uns vor und weisen bessere 30-Tage-Sterblichkeiten nach einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall, gepaart mit einer höheren Lebenserwartung, aus. Der Blick nach Dänemark lohnt sich. Wir haben definitiv zu viele kleine „kranke Häuser“, sprich Krankenhäuser mit schlechter Ergebnisqualität. Diese werden mit Personal am Leben gehalten, obwohl wir diese in spezialisierten Zentren und „gesunden Krankenhäusern“ brauchen. Für die Fläche reichen kleinere regionale Versorgungszentren. Die Ausführungen der Regierungskommission bilden hierfür eine sehr gute Grundlage. Es sollte schnell umgesetzt werden.
Was ertragen Sie nur mit Humor?
Natürlich ist man vielfach mit Menschen im Kontakt, die einen sehr hohen Geltungsdrang haben und im Unternehmen nur ihren persönlichen Vorteil sehen. Das ertrage ich zwar – meistens aber nur mit einer sehr, sehr großen Portion Humor.
Wie können Sie am besten Stress abbauen?
Ich habe mir vor kurzem ein Reetdachhaus gekauft, das jetzt nach und nach renoviert wird. Die Baustelle ist so groß, dass ich neben der dort notwendigen Arbeit auch entspannen kann.
Quelle: KU Gesundheitsmanagement 03/2023