Mitarbeitergewinnung und -bindung als Schlüsselaufgabe moderner Unternehmen

St. Ingbert. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen oder längerfristig an seine Organisation zu binden ist eine der Schlüsselaufgaben moderner Unternehmen. Doch wie macht man das und wie funktioniert das in Berufszweigen mit Fachkräftemangel? Das Kreiskrankenhaus St. Ingbert beschäftigt sich seit einiger Zeit intensiv mit diesen Fragen und geht jetzt sogar mit einem innovativen Ansatz deutschlandweit voran.
Manchmal muss und kann man schneller sein als die große Politik. Das Kreiskrankenhaus St. Ingbert will nicht länger warten und hat deswegen gemeinsam mit seinem Betriebsrat die Betriebsvereinbarung‚ Babytage für das zweite Elternteil‘ abgeschlossen. Damit erhält jeder Mitarbeitende als zweites Elternteil unabhängig von seiner Wochenarbeitszeit eine zusätzliche bezahlte Freistellung von vier Tagen. Mit dieser Aktion schafft sich das Kreiskrankenhaus nach aktuellem Kenntnisstand ein bundesweites Alleinstellungsmerkmal.
Hintergrund der nun eingeführten Betriebsvereinbarung ist eine seit Juli 2022 geltenden Richtlinie, zu der sich die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union verpflichtet hatten: Nämlich einen bezahlten Urlaub für den zweiten Elternteil von mindestens zehn Tagen nach der Geburt eines Kindes einzuführen. Deutschland gehört aktuell zu den wenigen Ländern, die dies noch nicht umgesetzt haben. Die Umsetzung ist zwar Teil des Koalitionsvertrages und ein erster Gesetzesentwurf wurde in den letzten Wochen hierzu vorgelegt, wann das Gesetz jedoch in Kraft treten soll und in welcher Form steht noch nicht fest.
Vier zusätzliche ‚Babytage‘
Durch die neue Betriebsvereinbarung kommt das Kreiskrankenhaus St. Ingbert dem Gesetzesentwurf nun zuvor und führt vier zusätzliche „Babytage“ schon jetzt ein. Von der Maßnahme verspricht sich die Krankenhausleitung einen deutlichen Bonus bei der Arbeitgeber-Attraktivität und dadurch auch Pluspunkte bei der Mitarbeitergewinnung. Geschäftsführer Peter Zwirner und Betriebsratsvorsitzender Thorsten Niebergall betonen: „Auch in Zukunft wollen wir weiterhin gemeinsam mit den Mitarbeitenden des Krankenhauses an einem mitarbeiterorientierten Arbeitsplatz und einer arbeitnehmerfreundlichen Unternehmenskultur arbeiten.“
Attraktive Mitarbeiter-Benefits
Einige wichtige Schritte hierzu hat das Krankenhaus schon eingeleitet: So bietet es seinen Mitarbeitenden bereits die Möglichkeit des Dienstradleasings mit zusätzlicher finanzieller Unterstützung pro Monat durch den Arbeitgeber an. Auch auf die Möglichkeit eines Job-Tickets in Form des neuen Deutschland-Tickets mit 30 % Preisreduktion können die Fachkräfte im Kreiskrankenhaus zurückgreifen.
„Um dem Mitarbeiter-Mangel in unseren Berufsgruppen entgegenzuwirken, müssen wir uns als Arbeitgeber attraktiv darstellen und uns pro aktiv um gute Fachkräfte bemühen.“, weiß Geschäftsführer Peter Zwirner. „Neben dem Dienstradleasing und dem Job-Ticket haben wir deswegen verschiedene Mitarbeiter-Benefits ausgearbeitet, die von Gesundheitsprävention über Ernährungsangebote bis zu gemeinsamen Sportveranstaltungen oder kostenfreien digitalen Angeboten reichen.“
In Zusammenarbeit mit corporate benefits wurde zudem eine eigene Plattform umgesetzt, mit der die Beschäftigten auf eine Vielzahl von Mitarbeitervorteilen zugreifen können.
Auch für den Landrat und Vorsitzenden des Aufsichtsrates des Kreiskrankenhauses, Dr. Theophil Gallo, sind alle diese Aktivitäten wichtige Bausteine für die Attraktivität des Gesundheitsstandortes in St. Ingbert. „Für den Saarpfalz-Kreis als Träger steht die Zukunftssicherung und Weiterentwicklung des Standortes an erster Stelle“ betont der Landrat und ergänzt „Uns als Aufsichtsrat ist es daher wichtig, gemeinsam mit der Krankenhausleitung und den Mitarbeitenden diesen Weg in die Zukunft gemeinsam zu gestalten“.
Für alle Akteure im Gesundheitswesen ist hierbei das Thema der Fachkräftegewinnung entscheidend. Aktuell ist das Kreiskrankenhaus in St. Ingbert daher auch Teil der Arbeitsgruppen zur ‚Konzertierten Aktion Pflege Saar‘ des saarländischen Ministeriums für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit. In den Arbeitsgruppen sollen konkrete Maßnahmen zur Bindung und Gewinnung von Pflegefachkräften sowie zur Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufes entwickelt werden.