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Pflegebudget sorgt für komplexe Verhandlungen und Konfliktpotenzial

Stethoskop auf Krankenhausunterlagen

Pflegebudget sorgt für komplexe Verhandlungen und Konfliktpotenzial

Gesundheitspolitik

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52 Prozent der Krankenhäuser haben für 2022 noch kein Pflegebudget vereinbart

Düsseldorf. Die Verhandlungen über das Pflegebudget belasten die deutschen Krankenhäuser und bergen Konfliktpotenzial: Mehr als jedes zweite Krankenhaus hat noch kein Pflegebudget für das Jahr 2022 vereinbart. Für das Jahr 2020 liegt dieser Wert bei rund 15 Prozent. Das Pflegebudget, mit dem die Personalkosten in der Pflege aus den DRG-Fallpauschalen ausgegliedert wurden, hat damit nicht zu der gewünschten Entlastung der Kliniken geführt, die sich vielfach ohnehin in einer finanziell prekären Situation befinden. Das sind zentrale Ergebnisse eines Benchmarkings der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland zum Pflegebudget. Grundlage der Analyse, in die 658 Häuser bundesweit einbezogen wurden, sind Daten des Instituts für Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) für die Jahre 2020 bis 2022.

Vereinbarungsquote: Öffentliche Träger sind Spitzenreiter

Die Vereinbarungsquote hängt aber auch stark von der Trägerschaft ab. Weit vorne liegen die Häuser in öffentlicher Trägerschaft mit einer Quote von rund 56 Prozent für das Jahr 2022. Schlusslicht sind private Krankenhäuser, bei denen nur rund 36 Prozent bereits ein Pflegebudgetfür 2022 verhandelt haben. Im Mittelfeld bewegen sich die freigemeinnützigen Häuser mit einer Quote von 52 Prozent. Ein ähnlicher Trend zeichnet sich für die Vorjahre 2020 und 2021 ab.

Neben der Trägerschaft entscheidet auch der Standort der Kliniken über das Abschneiden bei den Budgetabschlüssen. Die Ergebnisse deuten auf ein unterschiedliches Vorgehen zwischen den Bundesländern bei der Verhandlungsführung hin. So ist Bayern mit einer Vereinbarungsquote von rund 86 Prozent für das Jahr 2022 Spitzenreiter; Schlusslicht ist Berlin mit einem Wert von knapp sieben Prozent. Auch Bremen und Sachsen erreichten eine Vereinbarungsquote von mehr als 80 Prozent, während Brandenburg, Baden-Württemberg, Hamburg und Hessen ebenso wie Berlin bei unter 20 Prozent lagen.

Entwicklung des Pflegebudgets: Krankenhäuser stärken die Pflege

Wie hat sich das Pflegebudget insgesamt entwickelt? Investieren die Krankenhausbetreiber in die Pflege, so wie es der Gesetzgeber durch das krankenhausindividuelle Pflegebudget vorgesehen hat? Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Das Pflegebudget ist in den Jahren 2020 bis 2022 um knapp 14 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum wuchs die Anzahl der vereinbarten Vollzeitkräfte um rund acht Prozent. Die Durchschnittskosten pro Vollzeitkraft sind um fast fünf Prozent gestiegen und lagen im Jahr 2022 bei 65.668 Euro pro Stelle.

Auch in diesem Punkt zeichnen sich Unterschiede nach Trägerschaft ab. Bei freigemeinnützigen Häusern ist die größte Gesamtsteigerung des Pflegebudgets mit rund 17 Prozent über den Zeitraum zu beobachten. Öffentliche Träger erreichten nur eine Steigerung von circa 12 Prozent. Auch beim Personalaufbau waren die freigemeinnützigen Träger mit rund elf Prozent von 2020 bis 2022 am aktivsten (zum Vergleich: öffentliche Träger: sieben Prozent; private Träger: sechs Prozent). Die Kosten pro Vollzeitkraft können so um mehrere tausend Euro differieren.

Entwicklung der Leiharbeit: Die Quote steigt um ein Fünftel

Angesichts des Fachkräftemangels ist die Stärkung der Pflege allerdings nur dann zu erreichen, wenn die Krankenhäuser zusätzlich Leiharbeitskräfte einsetzen – obwohl der Gesetzgeber festangestelltes Pflegepersonal finanziell stärker fördert. Die Leiharbeitsquote ist im Zeitraum 2020 bis 2022 um circa 21 Prozent gestiegen. Insgesamt ergibt sich eine Steigerung des durchschnittlich pro Krankenhaus vereinbarten Budgets für Leiharbeit um knapp 38 Prozent. Dabei lassen sich große Unterschiede unter den Bundesländern feststellen: Vor allem Hamburg, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern verzeichneten starke Anstiege in der vereinbarten Quote von Leiharbeitskräften.

Pflegeentlastende Maßnahmen: Private Träger besonders aktiv

Für Entlastung der Belegschaft sollen auch weitere Maßnahmen sorgen, etwa Technologien, die den Administrationsaufwand verringern, oder die Einstellung von nicht-pflegerischem Personal. Solche pflegeentlastenden Maßnahmen werden in allen Krankenhäusern über Trägerschaften hinweg eingesetzt: In den Jahren 2020 bis 2022 sind die Maßnahmen von 1,8 auf 2,5 Prozent gestiegen. Besonders aktiv sind dabei die privaten Träger mit einer Steigerung von 2,3 auf drei Prozent in diesem Zeitraum.

Quelle: PwC

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