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Studie offenbart Reformparadox

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Studie offenbart Reformparadox

Gesundheitspolitik

4 MIN

Klinikmanager wissen, was zu tun ist, doch Politik zögert vor konsequenten Entscheidungen

Stuttgart. Am 1. Juli 2025 geht der Transformationsfonds aus der Krankenhausreform der Bundesregierung an den Start. Damit werden 50 Milliarden Euro für die dringend benötigte Transformation der deutschen Krankenhauslandschaft zur Verfügung gestellt. Denn die Lage der Krankenhäuser in Deutschland ist alarmierend: Ein Viertel der Kliniken gilt als insolvenzgefährdet, über 90 % können offene Stellen auf den Allgemeinstationen nicht mehr besetzen. Auch die Behandlungszahlen liegen weiterhin deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie. Doch wie weit ist die dringend benötigte Transformation bereits fortgeschritten – und was entscheidet über ihren Erfolg? Die Studie „Crunchtime Krankenhaus-Radar“, untersucht die zentralen Erfolgsfaktoren der Transformation – mit einem besonderen Fokus auf Kommunikation.

Zögerliche Entscheidungen gefährden den Erfolg der Transformation

Nach Einschätzung der befragten Expertinnen und Experten hat rund ein Viertel der Krankenhäuser die dringend notwendige Neuausrichtung noch gar nicht angestoßen. Weitere 50 % befinden sich zwar in Restrukturierungsprozessen – stehen aber häufig noch am Anfang. Dies betreffe insbesondere Kliniken in öffentlicher Trägerschaft.

Am Fachwissen liegt es nicht: Die Befragten sind sich einig, dass Krankenhausmanager sehr genau wissen, wie eine zukunftsfähige Medizin-Strategie aussehen muss und welche inhaltlichen Maßnahmen notwendig sind. Das Problem sehen sie eher auf politischer Seite: Aus Angst vor Kritik, öffentlichem Druck und emotional aufgeladenen Debatten werde notwendiges Handeln zu oft aufgeschoben. Der Appell vor allem an die Kommunalpolitik ist deutlich: Mehr Mut zu konsequenten Entscheidungen – und die Standhaftigkeit, diese auch unter Gegenwind konsequent umzusetzen.

„Auch aus kommunikativer Perspektive sind frühzeitige und konsequente Entscheidungen dringend anzuraten“, sagt Johannes Fischer, Kommunikationsexperte und geschäftsführender Gesellschafter von Crunchtime. „Wer wartet, bis es nicht mehr anders geht, verliert Zeit und Spielraum für eine überzeugende Kommunikation. Denn dann bleibt meist nur noch das wirtschaftliche Argument – und genau das stößt bei Veränderungen in der Gesundheitsversorgung auf wenig Verständnis. Andere, inhaltlich tragfähigere Argumente haben zu diesem Zeitpunkt bereits an Glaubwürdigkeit eingebüßt und für echten Dialog fehlt die Zeit.“

Studie zeigt: Transformation braucht Akzeptanz

Prof. Dr. Frank Brettschneider, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Hohenheim, betont: „Strategien scheitern selten an ihrer inhaltlichen Qualität – sondern daran, dass es nicht gelingt, ausreichend Akzeptanz für ihre Umsetzung zu gewinnen. Auch die besten Konzepte entfalten nur dann Wirkung, wenn sie verstanden und mitgetragen werden. Dafür braucht es systematische Kommunikation und Beteiligung von Anfang an.“

Auch die befragten Expertinnen und Experten sehen – neben der inhaltlichen Qualität – in der Kommunikation den entscheidenden Erfolgsfaktor. Vier der fünf am häufigsten genannten Erfolgsfaktoren für die Umsetzung neuer Medizinstrategien betreffen kommunikative Aspekte: Dialog und Einbeziehung der Entscheider, verständliche Information und Erklärung in der Breite, Gewinnung glaubwürdiger Fürsprecher – sowie der ernsthafte und verantwortungsvolle Umgang mit Betroffenen oder Kritikern. Die Studienteilnehmer betonten aber auch: Es geht nicht darum, alle zu überzeugen. Der Fokus sollte vielmehr auf der aktiven Gestaltung des Dialogs mit Entscheidungsträgern, Führungskräften und Mitarbeitenden sowie weiteren direkt Betroffenen und Beteiligten liegen.

„Die Krankenhausversorgung ist ein hochsensibles Thema, das bei vielen starke persönliche Betroffenheit auslöst. Da kann man nicht alle gewinnen“, sagt Johannes Fischer. „Vor allem darf man sich nicht von den wenigen Lauten treiben lassen – ihre Meinung ist selten repräsentativ und stark von Eigeninteressen getrieben. Wer sich daran orientiert, landet in einem reaktiven Rechtfertigungsmodus. Entscheidend ist, die Kommunikation von Anfang an strategisch zu planen – mit klarer Zielgruppenfokussierung, koordinierter Ansprache und glaubwürdiger Beteiligung. So lässt sich die Akzeptanz gewinnen, die es für tragfähige Entscheidungen und eine erfolgreiche Umsetzung braucht.“

Quelle: Crunchtime Communications GmbH

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