Die 7 Säulen der Fachkräfte-Bindung
Es ist dreimal teurer, neue Fachkräfte zu gewinnen und einzuarbeiten, als bestehende an das eigene Haus zu binden. Um dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zu begegnen, sollten Kliniken daher nicht nur nach außen schauen, um neues Personal anzuwerben. Sondern auch intern die Strukturen schaffen, in denen sich Fachkräfte wohlfühlen und weiterentwickeln können, um Fluktuation abzubauen und die eigene Belegschaft langfristig zu binden. Fachkräfte im Gesundheitswesen sind zumeist intrinsisch motiviert und empfinden ihre Arbeit als sinnstiftend. Beste Voraussetzungen also, um diese langfristig an das eigene Haus zu binden – jedenfalls solange sie noch nicht gekündigt haben. Damit das nicht passiert, stehen Ihnen so einige Stellschrauben zur Verfügung, um die Zufriedenheit im Team zu steigern.
- Zuverlässige Personalverwaltung: Wer seinem Personal das Leben (und Arbeiten) einfacher machen will, der sollte dafür sorgen, dass das Herz der Personalverwaltung funktioniert: die Personalabteilung. Dazu gehört ein ausreichend besetztes und gut geschultes Team, das in zeitgemäßen digitalen Strukturen arbeiten kann. Kliniken, die Verlässlichkeit bei Gehalt und Urlaub bieten, können ihrem Personal Wertschätzung entgegenbringen und sich positiv von anderen Arbeitgebern abheben.
- Offene Kommunikationskultur: Wo Informationen gut fließen, entsteht Vertrauen. In einer Unternehmenskultur, die Kommunikation großschreibt, sollten Führungskräfte regelmäßig das Gespräch mit ihren Mitarbeiter:innen suchen: Wie geht es dir? Wo stehst du? Was brauchst du? Zusätzlich gilt es, dem Team Möglichkeiten anzubieten, um Kritik loszuwerden oder Konflikte im Team anzusprechen – wenn nötig anonym. Jedes Gespräch braucht zudem klares Erwartungsmanagement: Geht es darin um Gehalt, um eine Tätigkeitserweiterung oder um das Jahresgespräch?
- Entwicklungsperspektiven: Kontinuierliche Weiterbildung ist im Gesundheitswesen nicht nur unerlässlich für effizientes Arbeiten, sichere Versorgung und Rentabilität. Chancen zur beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung tragen auch entscheidend zur Bindung von Fachkräften bei. Wer die Karriereentwicklung seiner Angestellten aktiv unterstützt, Talenten ermöglicht aufzusteigen und Fortbildungsprogramme auch an den Interessen der Mitarbeitenden ausrichtet, der schafft beste Voraussetzungen für langfristige Loyalität im Team.
- Moderne Arbeitsbedingungen: Faxgerät, Uralt-Windows oder der Urlaubsantrag per Post liefern kaum gute Argumente für die Mitarbeiterbindung. Ein moderner Arbeitsplatz mit aktueller Hard- und Software steigert dagegen die Attraktivität des Arbeitsumfeldes und entlastet dazu noch das Personal.
- Flexible Dienstplanung: Schichttausch, versetzter Schichtbeginn, Anreize für unbeliebte Schichten: Moderne Schichtmodelle und Personal-Pools berücksichtigen individuelle Bedürfnisse im Team und ermöglichen es, Einfluss auf Arbeitszeiten und das eigene Arbeitspensum zu nehmen. Sichere Dienstpläne, Optionen zur Teilzeitarbeit, Unterstützung bei der Kinderbetreuung sowie Rufbereitschaften mit festen Anrufzeiten erhöhen die Planungssicherheit zusätzlich – gerade für Mitarbeitende mit Familien.
- Klare Tätigkeitsbereiche: Wer Fachkräfte von fachfremden Tätigkeiten befreit, trägt nicht nur dazu bei, das Personal zu entlasten und Pflegeschlüssel einzuhalten. Für Bereiche wie Einkaufsleitung, Controlling oder Budgetverhandlung, die oft „nebenbei“ erledigt werden müssen, können sich standortübergreifende Lösungen anbieten. Wenn sich dadurch jede Berufsgruppe auf ihre Kernkompetenzen fokussieren kann, steigen Arbeitsqualität, Prozesseffizienz – und dadurch letztlich auch die Zufriedenheit. Und das Beste: Gute Arbeitsbedingungen durch klare Stellenprofile sprechen sich herum und unterstützen auch bei der Gewinnung neuer Fachkräfte.
- Strukturiertes Onboarding: Mitarbeiterbindung kann nicht früh genug beginnen. Warum nicht künftige Kolleg:innen schon vor dem Antritt der Stelle zu einem ersten Kennenlern-Treffen einladen? Spätestens mit dem ersten Arbeitstag sollte dann ein durchdachtes Onboarding die Neuen an die Hand nehmen, um sie strukturiert mit allen fachlichen und organisatorischen Bereichen bekannt zu machen. Feedbackgespräche in engen Abständen sowie Mentoring-Programme mit erfahrenen Mitarbeitenden können die Anfangszeit zusätzlich erleichtern.
Autorin: Imke Schönhagen, Leitung Personalmanagement bei Accenture
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