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Quereinsteiger für die Krankenhaus-IT

Foto von Dr. Sophia Strunz

Quereinsteiger für die Krankenhaus-IT

Digitalisierung

3 MIN

Im Interview beschreibt Dr. Sophia Strunz ihre Startup-Idee zur Bewältigung des Fachkräftemangels

Der IT-Fachkräftemangel ist bundesweit massiv, besonders gravierend aber im Gesundheitswesen. Beispiele aus der Studie der BDO und DKI „Das digitale Krankenhaus“ (2019) zeigen, dass jedes zweite Krankenhaus seine offenen IT-Stellen nicht besetzen kann. Ein wenig Licht bietet das KHZG, da hierdurch die IT mehr in die Öffentlichkeit gerückt wurde. Dennoch kann aktuell die Digitalisierung der Gesundheitsbranche nur schleppend voranschreiten.

Im Interview

KU Gesundheitsmanagement: Zu welchen Problemen führt die IT-Fachkräftelücke?

Dr. Sophia Strunz: Zum einen werden Projekte nicht oder nur sehr langsam umgesetzt, dies betrifft unter anderem auch die Projekte im Rahmen des KHZG. Hier mangelt es vor allem an internen Ressourcen sowie an IT-Mitarbeitenden bei den Softwareherstellern und den IT-Dienstleistern.

Zum anderen können Projekte die implementiert werden nicht langfristig weitergeführt werden, da die internen IT-Mitarbeitende fehlen, um für eine langfristige Umsetzung zu sorgen. Die bestehenden Mitarbeitenden werden dann oft nicht ausreichend geschult, wenn neue Prozesse und Systeme eingeführt werden.

Welche Lösungsvorschläge gibt es (auch abseits des eigenen Weges)?

Qualifizierungen von Quereinsteiger für die Gesundheits-IT sind definitiv Teil der Lösung. Allerdings muss hier die Gesundheitsbranche noch viel offener für Quereinsteigern werden. Andere Branchen schätzen den Wert von praktischer Erfahrung gegenüber theoretischen Qualifikationen bereits viel mehr. Zudem müssen Umschulungen und Qualifizierungen bestehender Mitarbeitender zielgenau stattfinden, sodass es auch zur Etablierung von Key Usern kommt, die dann wiederum andere User anlernen können. Auch generelle Schulungen von Digital Skills, inklusive Erwartungsmanagement hinsichtlich der Möglichkeiten der Digitalisierung, können zur Lösung beisteuern.

Wie funktioniert die Weiterbildung von Hypercampus?

Unser Start-up hat in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit einen digitalen Campus für Arbeitssuchende und Beschäftigte entwickelt, um diese zu IT-Gesundheitsexperten auszubilden. Mithilfe von zwei maßgeschneiderten zwölfmonatigen IHK-zertifizierten Weiterbildungen werden die Teilnehmenden zu IT-Fachkräften für Systemadministration im Gesundheitswesen oder zur IT-Fachkräften für Projektmanagement im Gesundheitswesen geschult. Der Fokus liegt dabei auf Quereinsteigern, die entweder bereits in der Gesundheitsbranche gearbeitet haben oder dies gerne tun würden.

Wie stehen die Berufschancen der Absolventen?

Sehr gut. In unserem ersten Jahrgang hatte die Hälfte bereits einen Job bevor die Weiterbildung überhaupt vorbei war. Gerade über LinkedIn und Xing bekommen viele Teilnehmende schon während der Weiterbildung Jobangebote. Viele allerdings auch außerhalb der Gesundheitsbranche, da die Unternehmen hier einfach schneller waren, bessere Angebote erbracht haben und generell offener für Quereinsteigern sind. Hier muss in der Gesundheitsbranche dringend noch ein Mindset Shift stattfinden!

Liebe Frau Dr. Strunz, vielen Dank für das Gespräch!

Frau Dr. Sophia Strunz ist studierte Medizinerin und CEO sowie Gründerin von Hypercampus. Hypercampus ist ein digitales Bildungsinstitut mit der Mission die 5,8 Millionen Beschäftigten im Gesundheitswesen fit für die digitale Transformation zu machen.

Das Interview entstand in der Redaktion zusammen mit Linda Stratmann

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