Neue Wege in der Krankenhausplanung
Das deutsche Gesundheitswesen steht vor einem Wandel. Die Reformvorschläge des Bundes und die wachsenden Herausforderungen, wie der demografische Wandel und der Fachkräftemangel, erfordern eine Abkehr von der bisherigen Bettenplanung hin zu einer systematischen Planung auf Basis medizinischer Leistungsgruppen und Qualitätskriterien.
Mit dem Patienten im Mittelpunkt werden regionale Versorgungsmodelle mit innovativen Ansätzen eine neue Rolle im Gesundheitswesen einnehmen.
Aktuelle Krankenhausplanung
Jedes Bundesland nimmt die Krankenhausplanung individuell vor, basierend auf regionalen Bedarfsanalysen und demografischen Daten. Ziel ist die bedarfsgerechte Anpassung der Betten- und Leistungskapazitäten zur Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung. In der Regel erfolgt eine Aktualisierung alle fünf Jahre. Die bisherige Planungssystematik ist jedoch oft unflexibel und reagiert verzögert auf veränderte Versorgungssituationen.
Herausforderungen für das Gesundheitswesen
Das Gesundheitswesen sieht sich mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert: Alternde Bevölkerung, Fachkräftemangel, Finanzierungslücken, Digitalisierung und regionale Unterschiede in der Versorgung. All diese Faktoren sollten in der Krankenhausplanung berücksichtigt werden, um dem übergeordneten Ziel – der Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung – gerecht zu werden.
Zukunft der Krankenhausplanung
Die geplante Krankenhausreform sieht eine Neuausrichtung der Krankenhausplanung vor, um besser auf die genannten Herausforderungen reagieren zu können. Eine neue Planungsebene auf Basis von Leistungsgruppen, die neue Bedarfsanalysen notwendig machen würde und eine stärkere Verzahnung von ambulanten und stationären Leistungen werden dabei eine große Rolle spielen. Besonders im ländlichen Raum ist dies entscheidend, um lange Fahrtzeiten und Unterversorgung zu vermeiden.
Grundlage zukünftiger Versorgungsbedarfsanalysen
Im Fokus einer zukünftigen Krankenhausplanung stehen Versorgungsbedarfsanalysen, bei denen die Patient Journey als Wegweiser für Entscheidungen genutzt werden kann. Die Patient Journey bezieht sich auf die Planung und Organisation der medizinischen Versorgung entlang des Behandlungsprozesses. Verschiedene Akteure im Gesundheitswesen stellen den Patienten in den Mittelpunkt und koordinieren dessen Bedürfnisse und Anforderungen. Dadurch kann eine nahtlose, sektorenübergreifende und qualitativ hochwertige Versorgung von der Diagnose bis hin zur Nachsorge gewährleistet werden. Die Patientenströme werden zu den richtigen Versorgungsangeboten geleitet und Schnittstellenproblematiken vermieden. Es entsteht ein ganzheitliches Bild über den Gesundheitszustand des Patienten, so dass Doppeluntersuchungen vermieden werden und sich der Leistungserbringer auf seine Aufgabe innerhalb des Behandlungsprozesses fokussieren kann.
Von der Patient Journey zu regionalen Versorgungsmodellen
Regionale Gegebenheiten wie Demografie, Geografie und Infrastruktur, Herausforderungen im Behandlungsprozess wie ineffiziente Planung und gewachsene Strukturen sowie strukturelle Herausforderungen durch gesetzliche Rahmenbedingungen müssen bei der Entwicklung von Versorgungsmodellen zunächst gemeistert werden.
Dabei kommen unterschiedliche Ansätze, die für die übergreifende und patientenzentrierte Planung in Frage kommen zur Sprache. Übergeordnet können regionale Planungsgremien aus z.B. Landratsämtern, Interessensvertretungen und Weiteren eine koordinierende Rolle einnehmen und die Gesundheitsministerien und Planungsbehörden beraten. Ein möglicher Ansatz zur Verringerung regionaler Unterversorgung ist die Schaffung von Regionalen Gesundheitsparks. Diese zentrieren ein breites Spektrum an medizinischen Dienstleistungen um ein Krankenhaus, von stationären Leistungsangeboten im Sinne eines Zentralklinikums über ambulante Praxen bis zu Nachsorgeeinrichtungen und digitalen Gesundheitsangeboten. Für die Umsetzung muss zunächst ein geeigneter Standort bestimmt werden, der infrastrukturell angebunden und für eine Vielzahl an Patienten erreichbar ist.
Ein weiterer Ansatz können Kommunale Primärversorgungszentren darstellen. Diese sichern die lokale Basisversorgung und werden überwiegend durch medizinisches Fachpersonal der Sekundärversorgungsebene, wie Pflegekräften, betrieben. Die Zentren bieten Primärversorgungsleistungen wie z.B. Erstanamnesen, Sprechstunden oder ambulante Pflegeeingriffe an. Vor Ort stehen zudem erste lebensrettende Notfallversorgungsstrukturen wie z.B. Krankenwägen und Defibrillatoren bereit. Die Primärversorgungszentren sind digital an Krankenhäuser der regionalen Gesundheitsparks angebunden und sichern so ausreichend und qualitativ hochwertig die Versorgung des Patienten. Mit solchen Zentren können u.a. die Sekundärversorgung sowie die Ambulantisierung von (Nachsorge-)Leistungen gestärkt werden.
Fazit
Eine flexible, patientenzentrierte und regional integrierte Krankenhausplanung ist unerlässlich, um den zukünftigen Versorgungsbedarf der Bevölkerung zu decken. Innovative Versorgungsmodelle und eine starke Verzahnung von ambulanten und stationären Leistungen werden die Grundlage für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung bilden.
Angepasster Artikel aus KU Gesundheitsmanagement Ausgabe 05-2024
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Alexander Morton und Dr. med. Hilke Koers