Das Gesundheitswesen zählt derzeit zu einem der dynamischsten Transformationsbereiche in Deutschland. Regulatorische Veränderungen, Fachkräftemangel, demografischer Wandel, steigende Anforderungen an das medizinische Versorgungsmanagement und der steigende Kostendruck stellen das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen.
Derzeit begegnen wir häufig einer fragmentierten Gesundheitsversorgung, die nicht auf die Bedürfnisse und Präferenzen der Patienten ausgerichtet ist und in der Kommunikation sowie Zusammenarbeit zwischen den Sektoren (z.B. ambulante und stationäre Versorgung) und den Berufsgruppen im Gesundheitswesen (z.B. Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten) unzureichend ist. Der gegenwärtige Zustand nicht vernetzter Einheiten in der Versorgungskette führt zu Doppeldiagnostik und lückenhaften Übergängen innerhalb der Versorgungsstationen. Dies gefährdet die Genese des Patienten und führt zu zeit- und kostenintensiven Verwaltungsaufwänden.
Für ein effizientes und patientenzentriertes Gesundheitssystem bedarf es innovativer Ansätze, die darauf abzielen, die Qualität und Effizienz der Gesundheitsversorgung zu verbessern. Mögliche Lösungsansätze zur Begegnung dieser Herausforderungen liegen in der Digitalisierung, der Förderung der sektorenübergreifenden Versorgung und der Stärkung einer patientenzentrierten Versorgung.
Potenziale des Versorgungsmanagements und digitale Plattformen
Ein innovatives Versorgungsmanagement, welches über verschiedene Sektoren hinweg die Koordination und Organisation von Gesundheitsleistungen für Patienten ermöglicht, kann sicherstellen, dass Patienten die optimale Versorgung zum richtigen Zeitpunkt erhalten.
Ergänzt man diesen Ansatz durch den Einsatz von digitalen Plattformen wie z.B. der elektronischen Patientenakte (ePA), Telemedizin und Gesundheits-Apps, können weitere Potenziale genutzt werden. Plattformen versetzen verschiedene Akteure im Gesundheitswesen wie Ärzte, Patienten oder Krankenversicherungen in die Lage, zusammenzuarbeiten und Informationen transparent auszutauschen. Hierdurch wird die Informationskontinuität sichergestellt.
Digitale Plattformen halten dem durch den Gesetzgeber geregelten und den von Versicherten und Patienten geforderten Qualitätsanspruch einer optimalen Gesundheitsversorgung stand. So ermöglichen Plattformen u.a. ein verbessertes Selbstmanagement, in dem die Gesundheitsdaten niedrigschwellig und sicher für den Versicherten eingesehen werden können. Darüber hinaus begünstigen digitale Plattformen eine verbesserte Kommunikation zwischen Versicherten und Leistungserbringern. Letztere könnten durch digitale Produkte wie z.B. die ePA Gesundheitsdaten dezentral lagern. Durch die aggregierten Daten und einen transparenten Datenaustausch innerhalb einer Plattform profitieren Patienten zudem von optimierten und individuellen Behandlungs- und Versorgungsangeboten. Zukünftig werden durch das Voranschreiten von Technologien wie beispielsweise künstlicher Intelligenz (KI), Blockchain-Technologie oder Cloud-Computing zahlreiche Möglichkeiten zur Datenauswertung bestehen, welche zusätzlich die Versorgungsqualität verbessern werden.
Aktuelle Herausforderungen bei der Implementierung von digitalen Plattformen
Eine umfassende Einführung digitaler Plattformen wird derzeit aufgrund diverser rechtlicher, struktureller und technischer Erwägungen gehemmt. Zum einen verlangsamen bestehende Regulierungen zum Datenschutz eine nutzerfreundliche Markteinführung. Zudem gilt das deutsche Gesundheitswesen als stark fragmentiert und die Datenverfügbarkeit ist häufig inkonsistent und von unterschiedlicher Qualität. Einigungen auf einheitliche Entwicklungspfade aufgrund von Interessens-und Wettbewerbskonflikten sind infolgedessen erschwert. Im technischen Sinne müssen die Herausforderungen der heterogenen IT-Systemlandschaften überwunden werden, um eine Interoperabilität und Informationskontinuität zwischen den Dienstleistern zu gewährleisten.
Trotz der gegenwärtigen Entwicklungshemmnisse bergen digitale Plattformen enorme Potenziale und sind insofern ein wichtiger Baustein, um das Versorgungsmanagement zu optimieren und somit die Transformationsziele im Gesundheitswesen zu erreichen.
Autorin: Charlotte Zamzow, Senior Managerin, Public Sector Consulting Health Care
Erschienen in: KU Gesundheitsmanagement 05/2023
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