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EU bereitet sich auf zukünftige Gesundheitskrisen vor

Gesundheitskrisen

EU bereitet sich auf zukünftige Gesundheitskrisen vor

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Neue EU-Strategie für medizinische Gegenmaßnahmen bei Gefahren für die öffentliche Gesundheit

Die EU-Kommission will die Versorgungssicherheit und Krisenreaktion bei Gesundheitsgefahren verbessern. Dazu setzt sie auf technologische Aufrüstung, ständig verfügbare Produktionskapazitäten, abgestimmte Beschaffung und Lagerhaltung sowie eine verstärkte Vernetzung der Akteure.

Die Europäische Kommission hat im Juli 2025 eine umfassende Strategie vorgestellt, um die EU besser auf zukünftige Gesundheitskrisen vorzubereiten – sei es durch Pandemien, antimikrobielle Resistenzen, chemische, biologische, radiologische oder nukleare Bedrohungen oder andere grenzüberschreitende Notlagen.

Die EU-Strategie für medizinische Gegenmaßnahmen („Medical Countermeasures Strategy“) ist Teil der „Preparedness Union Strategy“ und zielt darauf ab, die Verfügbarkeit und den Zugang zu medizinischen Gegenmaßnahmen wie Impfstoffen, Medikamenten, Therapeutika, Diagnostika und persönlicher Schutzausrüstung zu sichern – jederzeit und EU-weit.

Vier strategische Säulen

Die Strategie basiert auf vier zentralen Säulen, die direkt oder indirekt Auswirkungen auf die Arbeit von Krankenhäusern haben können:

  1. Überwachung und Informationsgewinnung: Die EU will ein intelligentes Frühwarnsystem für medizinische Gegenmaßnahmen etablieren, inklusive einer EU-weiten Liste prioritärer Produkte. Dazu gehören auch innovative Ansätze wie die Überwachung von Abwasser zur Erkennung von Krankheitserregern. Für Krankenhäuser bedeutet das: Sie könnten künftig schneller über drohende Gesundheitsgefahren informiert werden und gezielter reagieren.
  2. Innovation und Produktionskapazitäten: Die Kommission plant die Einrichtung von Entwicklungszentren für Therapeutika und Diagnostika sowie eines „Medical Countermeasures Accelerator“. Dieser soll als zentrale Anlaufstelle fungieren, die verschiedene EU-Finanzinstrumente wie Zuschüsse, Darlehen und Eigenkapital nutzt, um Innovationen zu fördern. Für Krankenhäuser kann dies den Zugang zu neuen, schneller verfügbaren Behandlungsoptionen eröffnen – etwa antivirale Mittel gegen neuartige Erreger oder neue Antibiotika gegen resistente Keime.
  3. Zugang, Verfügbarkeit und schnelle Bereitstellung: Die Strategie sieht vor, Lagerhaltung und Krisenbeschaffung zu verbessern. Dazu gehören mobile Labore, klar definierte Beschaffungsrichtlinien und die Reservierung von Produktionskapazitäten für ausgewählte Impfstoffe. Krankenhäuser könnten dadurch im Krisenfall schneller mit lebenswichtigen Produkten versorgt werden – ohne langwierige nationale Ausschreibungen. Falls sie verpflichtet würden, bestimmte Arzneimittel zu bevorraten, könnte dies neue Anforderungen an die Logistik und Finanzierung mit sich bringen.
  4. Koordination und Vorbereitung: Die EU will die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteuren, zwischen zivilen und militärischen Einrichtungen sowie mit internationalen Partnern stärken, was die Kommunikation und Koordination im Ernstfall verbessern würde. Krankenhäuser könnten stärker in europäische Krisennetzwerke eingebunden und von abgestimmten Notfallplänen und Ressourcen profitieren.

Fazit

Die neue EU-Strategie für medizinische Gegenmaßnahmen stellt einen Meilenstein der europäischen Gesundheitspolitik dar: weg von nationaler Einzelverantwortung, hin zu europäischer Koordination und Vorsorge. Sie wird als wichtigen Schritt zur Stärkung der EU-Gesundheitsvorsorge bewertet. Für Krankenhäuser bedeutet dies nicht nur mehr Sicherheit im Krisenfall, sondern auch Chancen zur Modernisierung, besseren Ausstattung und Vernetzung. Gleichzeitig stellt sie Krankenhäuser vor neue Anforderungen: etwa die Integration in EU-weite Systeme, die Schulung des Personals für neue Technologien oder die Anpassung interner Prozesse an europäische Standards. Entscheidend wird sein, wie schnell und konsequent die Strategie in konkrete Maßnahmen umgesetzt wird – und ob Krankenhäuser bzw. ihre Verbände aktiv in die Prozesse eingebunden werden. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob Europa aus den Lehren der Corona-Pandemie gelernt hat und nachhaltige Strukturen schafft, die auch zukünftigen Krisen standhalten.

Autor: Susanne Bauer, Sozialbank

Erschienen in: KU 09/2025

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