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Hitzeschutz für Krankenhäuser

Hitzeschutz

Hitzeschutz für Krankenhäuser

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Patienten und Personal effektiv vor Hitze schützen

Wenn die Temperaturen im Sommer steigen, leiden darunter am meisten geschwächte und erkrankte Menschen. Krankenhäuser sind also ganz besonders in der Pflicht, Hitzeschutz umzusetzen. Denn Hitze wirkt sich nicht nur negativ auf den Genesungsprozess der Patienten aus, sondern erhöht auch die Fehleranfälligkeit beim Personal. Eine Investition in die Klimatisierung lohnt sich also, weil dadurch Patienten und Personal gebunden, Verweildauern reduziert und Krankheitsausfälle im Team reduziert werden können.

Kühlmaßnahmen oft mit Hausmitteln

Längst nicht alle Krankenhäuser können die Temperaturen einfach so nach unten regulieren. Klimaanlagen werden zwar bereits häufig in OP-Sälen, Intensivstationen, Radiologie-Abteilungen oder Serverräumen eingesetzt, in Patientenzimmern wird jedoch vielerorts noch geschwitzt. An heißen Tagen behelfen sich die meisten Krankenhäuser daher mit Hausmitteln: Getränke verteilen, Räume verdunkeln, abends, nachts und morgens lüften.

Viele Kliniken setzen zudem auf baulichen Maßnahmen zum Hitzeschutz. Einer DKG-Umfrage aus dem Jahre 2022 zufolge setzen vier von fünf Kliniken auf Verschattung, zum Beispiel durch schattenwerfende Gebäudeteile, Bäume oder Jalousien. Drei Viertel verfügen über wärmedämmende Fenster, fast die Hälfte über eine Dach- und Fassadenbegrünung.

Hitzeschutz im Krankenhaus: technische Möglichkeiten

Bei Temperaturen von 30 Grad und mehr sowie tropischen Nächten hilft auf Dauer aber nur noch eine technische Kühlung. Effektiv sind zum Beispiel zentrale Klimaanlagen, also Lüftungsanlagen, die warme Außenluft über ein Kälteregister abkühlen. Allerdings sind sie durch ihren komplizierten Aufbau durchaus teuer in der Anschaffung, dazu wartungs- und energieintensiv. Zudem verlieren sie bei sehr heißen Außentemperaturen an Effektivität, wodurch sie etwa für Räume mit IT-Technik oder medizinischen Großgeräten ungeeignet sind. Für solche sensiblen Räumlichkeiten eigenen sich dagegen hocheffektive sogenannte Umluftkühler. Durch ihre starke Kühlleistung kühlen sie sehr effizient, was sie wiederum ungeeignet für Arbeitsplätze und Patientenzimmer macht.

Eine clevere Alternative gegenüber teuren und energieintensiven Klimaanlagen kann eine Betonkernaktivierung sein. Dabei bietet kaltes Wasser, das durch Rohrleitungen in Boden- und Deckenplatten fließt, effektive Abkühlung auf großer Fläche. Der Kühleffekt ist zwar geringer als bei einer Klimaanlage, aber nachhaltiger: Da Decken und Wände die Kälteenergie speichern, wird die Erwärmung des gesamten Gebäudes verringert. Während sich die Betonkernaktivierung nur für Neubauten eignet, können Kühldecken in Bestandsgebäuden nachgerüstet werden, um für einen ähnlichen Kühlungseffekt sorgen. Sie sind zwar durchaus kostspielig in der Anschaffung, sorgen aber für mehr Behaglichkeit.

Hitzeschutz im Krankenhaus: Woher nehmen, wenn nicht stehlen

Nicht jede Anlage ist für jedes Haus oder jeden Gebäudeteil zu empfehlen – ein Neubau ist etwas anderes als ein 150 Jahre altes Gebäude, das nachgerüstet werden soll. Bei der Frage, welche Anlage die Beste für ein Haus ist, spielen unter anderem innere Wärmelasten, Raumgrößen, die Gebäudeausrichtung und die geografische Lage eine Rolle – und natürlich auch die Kosten. Neben Anschaffungs- sollten auch Folgekosten beachtet werden, denn technische Raumkühlung bedeutet immer auch höheren Energieverbrauch. Hinzu kommen Wartungs- und Reparaturkosten, die wegen der hygienischen Voraussetzungen im Krankenhaus teurer sind. Energieeffizienz ist hier der Schlüssel, um die Energiekosten unter Kontrolle zu behalten.

Die Planung und Realisierung der Kältetechnik bedarf auch ein Umdenken in der Förderung der Kälteversorgung in Krankenhäusern. Denn obwohl seit 2023 ein jährlicher Hitzeaktionstag auf das Thema Hitzeschutz aufmerksam macht, ist bislang politisch offen, wie Krankenhäuser Hitzeschutz-Maßnehmen finanzieren können. Patientenschützer und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) fordern bereits seit längerem Investitionen von staatlicher Seite, etwa für Dämmung, Verschattung oder technische Kühlung. Das Bundesministerium für Gesundheit sah bislang hingegen die die Länder in der Pflicht. Angesichts der perspektivisch zunehmenden Hitzesommer infolge des Klimawandels sollten hier schnell praktikable und menschenorientierte Lösungen gefunden werden. Krankenhäuser mit flächendeckend klimatisierten Räume werden in Zukunft einen klaren Wettbewerbsvorteil aufweisen.

Autor: Christoph Böcker, Leitung Betriebstechnik consus.health – Part of Accenture

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